Der deutsche Staatsminister für Kultur und Medien, Wolfram Weimer, hat Ende September 2025 den ersten Minister-Avatar an den Start geschickt. Weimatar ist quasi seine eigene digitale Version, die u.a. fehlerfrei und mehrsprachig seine Botschaften im Netz verbreiten kann. Ob er damit einen spürbaren Beitrag leisten kann, Meinungsfreiheit und Souveränität in Europa zu sichern, bleibt erstmal offen. Aber zumindest greift er endlich in eine neue Kiste mit zeitgemäßen Medien-Instrumenten.

KI definiert Qualitätsanforderungen neu

KI wälzt momentan unsere Welt um. Davon ist die Mediennutzung nicht ausgenommen. Und damit ist auch das Angebot von Medienhäusern betroffen. Und zwar ziemlich radikal und heftig.

In der Vergangenheit haben Medien und Industrie stark investiert in Suchmaschinen-optimierte Inhalte, damit sie bei Suchanfragen des Publikums möglichst weit oben in der Ergebnisliste erschienen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Nutzer drauf klicken. Und die Klicks konnte man versilbern. Da hier viel Geld zu holen war, stellte sich rasch Gier ein und die Sitten verfielen zusehends.

GEO statt SEO

Boulevardmedien wie BILD machten im Netz dort weiter, wofür sie in der Printversion eh schon bekannt waren. Noch gefährlicher wurden Medien wie Focus-Online, t-online oder Merkur.de, die sich als seriöse Absender positionieren, aber in der Online-Praxis gerne reißerische Schlagzeilen raushauen (häufig mit Superlativen, Zuspitzungen oder Alarmton), um hohe Klickzahlen und schnelle Reichweite zu erzielen.

Diese Formel greift – erfreulicher Weise – immer seltener. Mittlerweile werden immer mehr Suchanfragen durch KI-generierte Antworten bedient, die dann meist oben rangieren in der Ergebnisliste. Gleichzeitig nutzen immer mehr Menschen lieber ChatGPT statt Google bei der Suche nach Antworten auf Ihre Fragen. Unter den Antworten von ChatGPT werden Medien bestenfalls als Quelle ausgewiesen. Um sich dafür qualifizieren zu können, reichen reißerische Schlagworte in den Überschriften nicht mehr aus. Man muss (wieder) strukturierte und gute Inhalte anbieten, die von KI als wertvoll und relevant erkannt und verarbeitet werden. Mit GEO statt SEO wird dieser Wandel beschrieben. Dieser führt dazu, dass die Suchmaschinen-basierte Geschäftsbasis von Online-Medien erodiert: Weniger Traffic, weniger Einnahmen.

Möglicher Seiteneffekt: Marken dürften als Zeichen für Vertrauen und Qualität wieder an Bedeutung gewinnen – und damit Markenwerbung als Einnahmequelle für Medien.

Mediatheken statt TV Zeitschriften

Die öffentlich-rechtlichen Medien investieren seit langem intensiv und – wie ich finde – geschickt in ihre Mediatheken. ProSiebenSat1 versucht Joyn als Streaming-Plattform aufzubauen. Und Bertelsmann/RTL kaufte Sky Deutschland, um einen kleinen Punktsieg zu erringen. Dazu kommen mächtige Player wie Netflix, Amazon, Disney, Apple & Co, die alle einen Teil des Mediabudgets von uns Nutzern abzwacken wollen.

Sie haben alle erkannt, dass Zuschauer heute zu jederzeit entscheiden wollen und können, was sie wo sehen wollen. Das Programmraster wie wir es aus TV Zeitschriften kennen hat ausgedient. Streaming heißt das neue TV. Zumindest für Menschen, die gute Unterhaltung suchen. Der Rest wird bedient mit Trash-TV wie jüngst durch Stefan Raab mit Penis-Kunst.

Medienerziehung muss Bürgerrecht werden

Die Herausforderung wird immer offensichtlicher: Wer heute Medien konsumiert, muss filtern können – oder wird gefiltert. In Zeiten von KI, personalisierten Timelines und algorithmisch verstärktem Unsinn wird diese Fähigkeit überlebenswichtig. Medienkompetenz ist längst nicht mehr nice-to-have, sondern fundamentaler Bestandteil einer demokratischen Grundausstattung. Wer nicht unterscheiden kann, ob ein Inhalt wirklich relevant oder nur maximal klickbar ist, wird zur Beute.

Genau deshalb ist Medienerziehung keine elitäre Bildungsfrage, sondern muss zum Bürgerrecht erklärt und als solches angewandt werden: in Kindergärten, Schulen, in Familien, in Unternehmen… Denn nur so können Meinungsfreiheit und Pluralismus erhalten bleiben. Und nur so können wir vielleicht wieder zurückfinden zur Fähigkeit, miteinander zu diskutieren, zu streiten und gemeinsam zu besseren Ergebnissen zu kommen. Diese Fähigkeit ist heute in weiten Zügen verschüttet.

Staatsminister Weimer hat mit seinem Minister-Avatar vielleicht einen ersten symbolischen Schritt getan. Entscheidend wird sein, ob er und andere es ernst meinen mit der digitalen Aufklärung. Denn eines ist sicher: Die Schlacht um Aufmerksamkeit tobt heftiger als je zuvor. Sie forderte erste Opfer und brachte neue Sieger hervor. Vor allem aber entscheidet sie über unsere Souveränität als Gesellschaft.

„Der demographische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen“, meinte Wirtschaftsministerin Reiche Ende Juli. Wenn wir wie gewohnt weiter arbeiten wollen, dann liegt Frau Reichert mit ihrer Aussage wohl richtig. Aber es könnte ja auch sein, dass wir uns aufraffen und endlich die Chancen der Digitalisierung besser nutzen.

Das obige Plakat hing 2020 in den Straßen von München. Ein Jahr davor hatte ich in meinem Buch Marketing im demografischen und digitalen Wandel geschrieben:

Die Zukunft der Arbeitswelt wird vom demografischen und digitalen Wandel profitieren. Künstliche Intelligenz wird nicht nur Prozesse effizienter gestalten, sondern auch enge Arbeitsmärkte überbrücken helfen. Digitale Kommunikation wird das Wissen älterer Generationen lange für Unternehmen nutzbar machen. Ausschlaggebende Kriterien für die Arbeitsplatzwahl werden Freiheit und Teilhabe am Unternehmen sein. Strenge Hierarchien sind Auslaufmodelle. Gleichberechtigung wird es nicht nur in der Geschlechterfrage geben.

Wir Deutsche sind seitdem, natürlich, ein Stück älter geworden. Jungen Zuwanderern ist es zu verdanken, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung stabil bleibt.

Recht viel digitaler sind wir in den letzten Jahren leider nicht geworden. Nicht einmal Covid hat eine nachhaltige Digitalisierungswelle auslösen können. Vereinzelte Strohfeuer wie Home-Office oder E-Rezept können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland nach wie vor am digitalen Stock geht – vor allem die Älteren, vor allem auf dem Land. Eine passive, mitunter reaktionäre Haltung lähmt unser Land. Mit jedem verpassten Jahr wird es schwieriger und kostspieliger, dass wir uns daraus befreien und wieder agil und wettbewerbsfähig werden.

Langzeiteffekt der Nicht-Digitalisierung

Es geht nicht nur darum, dass viele Prozesse in Ämtern, Behörden oder Unternehmen – vor allem im öffentlichen Sektor – dringend digitalisiert werden müssten. Das viel schwerer wiegende und tiefer sitzende Problem ist, dass im Zuge der jahrelangen Stagnation und Ignoranz eine fatal falsche Allokation der Ressourcen erfolgte. Es wurden Berufsbilder aufrecht erhalten, die es schon lange in der Form nicht mehr geben dürfte. Das führte dazu, dass falsche Anforderungen in den Arbeitsmarkt adressiert wurden. Aufgrund dieser strukturellen Fehlsteuerung landeten fehlqualifizierte Bewerber in Berufen mit geringer Zukunftsfähigkeit. So als würde man lahme Gäule für ein Rennen in der Abrissarena trainieren, wo sie im altgewohnten Trab dahin trotten dürften. Und nebenan, wo Tempo und Zukunft gemacht werden, fehlen hinten und vorne qualifizierte Arbeitskräfte.

Engpass Konsequenz

Wir sind in Zeiten des Wandels. Es gibt viel zu tun. Die meisten Veränderungen sind nicht schwer, aber wir müssen sie schnell und konsequent angehen. Und genau daran hakt es: an der Konsequenz. Jeder wird gefragt nach seiner Meinung: zu bargeldlosem Bezahlen, zu E-Mobilität, zu E-Rezept und E-Government, KI gut oder böse und so weiter.

  • Ein aktuelles Beispiel: Die Verwaltung in Bayern stöhnt unter hoher Belastung und gleichzeitig tüfteln Landkreise und Gemeinden an eigenen digitalen Lösungen. Konsequent wäre eine Vorgabe der Staatsregierung, dass alle ab sofort einen gemeinsamen Weg der Digitalisierung gehen (siehe Artikel der Süddeutschen Zeitung. Das Bewusstsein dafür ist seit Jahren da, sogar in der CSU. Siehe das Plakat als Titelbild dieses Beitrags aus 2020. Es fehlt an der Konsequenz in der Umsetzung.

Wo kauf ich dann mein Bahnticket?

Wir dürfen nicht auf die warten, die nicht wollen – die aus Prinzip, Bequemlichkeit oder Widerstand gegen Neues alles blockieren, obwohl sie könnten. Gleichzeitig müssen wir jenen helfen, die wollen aber nicht können: Menschen, denen digitale Bildung, Zugang oder Selbstvertrauen fehlt. Sie brauchen unsere Unterstützung – gezielt, geduldig, pragmatisch. Doch wir dürfen die Geschwindigkeit des Fortschritts nicht nach den Bremsern ausrichten. Wer mitwill, ist willkommen. Wer nicht will, darf uns nicht mehr aufhalten.

Wir müssen die Wege nicht neu entdecken. Andere Länder sind schon vorausgegangen.  Wir müssen nur folgen. Ab und an gelingt uns das ja. In der Münchner SAP Arena gibt es kein Bargeld mehr und ich habe dort keinen Boomer gesehen, der vor dem Chicken Wings Stand verhungert wäre. Alle zahlen anstandslos Bier und Burger mit Karte. Auch das Deutschland-Ticket ist ein Beweis für die digitale Breiten-Fitness der deutschen Bevölkerung.:Über 13 Millionen nutzen das Ticket, das es nur digital zu kaufen gibt.

Aber es geht noch viel, viel filigraner: Vor kurzem war ich im Urlaub in der ländlichen französischen Provence. Auf jedem Dorfmarkt kann man die Trüffelsalami mit Karte zahlen und in jeder Brasserie den halben Liter Rosé und die 12 Schnecken. In der Schweiz gibt es auf jedem Parkplatz Ladesäulen für Elektromobile. In jedem Eck der Schweiz ist der Empfang auf 5G. In Italien sowieso.

Und die nächsten sechs Jahre? 

Eigentlich könnte ich mit dem o.g. Text aus 2019 antworten. Aber ich hoffe sehr, dass wir 2031 das Stadium der Erkenntnis hinter uns gelassen haben und schon weit gekommen sein werden auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Staat mit einer dynamischen Gesellschaft.

Meine optimistische Prognose lautet: 2031 ist die Verwaltung in Deutschland weitestgehend digitalisiert! Vom Reisepass bis zu Baugenehmigung dauert jeder Behördenprozess maximal 2 Tage. Alle Zahlungen, Abrechnungen, Finanzbescheide und Steuererklärungen erfolgen digital. Digitale Gesundheitsakten begleiten uns durchs Leben und erlauben Ärzten erfolgreiche Ferndiagnosen mit KI-Support und automatische Medikamentenlieferung. Unser Land wird fast zu 100% Versorgung mit erneuerbaren Energien versorgt, die uns Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sichern. Immer mehr qualifizierte Menschen wollen in Deutschland arbeiten, weil unser Land für eine moderne Arbeitswelt und eine weltoffene Gesellschaft steht.

Das ist fast zu schön, um wahr zu werden.

Der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer will eine Digitalsteuer einführen – gezielt für große Plattformkonzerne wie Google oder Meta. Das ist nachvollziehbar: Diese Unternehmen erzielen enorme Umsätze mit Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland, zahlen aber kaum Steuern hierzulande. Gewinne werden gezielt in Niedrigsteuerländer verschoben. Ein „Plattform-Soli“ von 10 % auf lokal erwirtschaftete Umsätze wäre ein Schritt zu mehr Steuergerechtigkeit.

Dass Weimer diese Debatte anstößt, überrascht nicht. Er kennt die Verlagswelt, die seit Jahren durch die Digitalisierung unter Druck steht. Gedruckte Medien verlieren Leser wie Werbeeinnahmen; digitale Angebote kämpfen mit begrenzter Sichtbarkeit, Reichweite und Refinanzierung. Tech-Konzerne kontrollieren nicht nur Werbemärkte, sondern zunehmend auch den Zugang zu Informationen im Netz.

In dieser Gemengelage mehren sich Forderungen, Einnahmen aus einer Digitalsteuer für die Förderung redaktioneller Medien zu verwenden – unter Verweis auf die Demokratiegefährdung durch den Medienwandel. Dieser Impuls ist verständlich. Doch wer die Zukunft des Journalismus sichern will, darf nicht nur auf Geld setzen. Die Ursachen der Krise liegen tiefer: in der digitalen Marktlogik und einem grundlegenden Wandel der Mediennutzung.


Strukturwandel gezielt gestalten – statt Medienhäuser konservieren

Gedruckte Zeitungen werden nicht durch öffentliche Mittel gerettet. Menschen informieren sich heute mobil, schnell und selektiv. Deshalb sollten Steuergelder nicht darauf abzielen, gestrige Mediengewohnheiten künstlich zu erhalten. Sie sollten dazu beitragen, zukunftsfähige Strukturen für Qualitätsjournalismus im digitalen Raum zu stärken: durch Innovationsförderung, durch verbindliche Regeln für Plattformtransparenz – und durch einen fairen Zugang zu Nutzungsdaten.


Sichtbarkeit als Engpass – Plattformregulierung als Aufgabe

Redaktionelle Inhalte sind auf Sichtbarkeit angewiesen – doch der Zugang zu Aufmerksamkeit wird zunehmend von Plattformen und Suchmaschinen reguliert. Mit dem Vormarsch KI-gestützter Antwortsysteme rücken originäre Inhalte weiter in den Hintergrund. Wer Reichweite über Google oder TikTok erzielen will, verliert redaktionelle Autonomie.

Die politische Aufgabe ist es, die Transparenz algorithmischer Inhalteverteilung verbindlich zu regeln: Welche Inhalte erhalten Sichtbarkeit? Welche Daten stehen redaktionellen Angeboten zur Verfügung? Wie wird Vielfalt gegenüber rein kommerziellen Kriterien abgesichert? Wer von einer Digitalsteuer profitiert, muss sich zugleich der Plattformlogik entziehen können.


Qualität definieren – Klicklogik nicht belohnen

Die Behauptung, redaktionelle Medien seien per se demokratierelevant, ist nicht haltbar. Manche große Marken setzen auf Zuspitzung und Emotionalisierung, um Reichweite zu erzielen. Reißerische Schlagzeilen wie „Kreuzfahrten – ein Paradies für Mörder“ (BILD) oder „Virus tötet mehr als Krebs“ (Focus Online) schaffen Klicks – aber keine informierte Öffentlichkeit.

Eine Förderung darf sich nicht an Markennamen orientieren, sondern an klaren Qualitätskriterien: unabhängige Redaktion, überprüfbare Faktenbasis, transparente Finanzierung und ethische Standards. Öffentliches Geld braucht öffentliche Rechenschaft.


Fazit: Journalismus sichern – durch Qualität, Transparenz, Infrastruktur

Die Einführung einer Digitalsteuer ist richtig. Doch ihre Verwendung entscheidet über ihre Wirkung: Sie darf nicht zur pauschalen Rettung veralteter Modelle werden, sondern muss in den Aufbau einer nachhaltigen, vielfältigen digitalen Öffentlichkeit fließen.

Journalismus ist Teil der demokratischen Infrastruktur – ebenso wichtig wie Bildung oder unabhängige Gerichte. Diese Infrastruktur braucht Innovation, Zugang, Sichtbarkeit und Integrität. Die Aufgabe der Politik ist nicht, Medienhäuser zu retten – sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen Journalismus als öffentliches Gut überleben kann.

Deutschland im Frühsommer 2025. Die Wahlen liegen hinter uns. Die neue Regierung steht in den Startlöchern. Die Menschen im Land sind gespannt: Kommen wir aus der Stagnation? Gelingt es uns, das gewohnte deutsche Wirtschaftswachstum wieder anzufachen? Kanzler Merz fordert, dass die Deutschen dafür nicht nur mehr, sondern auch effizienter arbeiten müssen. Aber was bedeutet das konkret für unsere Arbeitswelt, für unsere Berufsbilder, für unsere Zukunft?

Mehr, weniger, effizienter, flexibler?

Die Welt rüttelt sich gerade neu zurecht und wird morgen ganz anders aussehen, als wir das lange Zeit gewohnt waren. Wir werden uns anders fortbewegen. Wir werden uns anders ernähren. Wir werden anders wohnen, anders kommunizieren und wir werden natürlich auch anders arbeiten. Wir sind schon mittendrin in diesem Wandel.

Arbeit neu bewertet und gestückelt

Verschiedene Definitionen von Arbeit deuten darauf hin, dass es sich bei Arbeit um eine geplante, zielgerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit handelt, die dazu dient, Einkommen für den Lebensunterhalt zu erzielen.

Arbeitnehmer bieten Arbeit an. Arbeitgeber kaufen sie ein. Arbeit ist ein Gut, das auf dem Arbeitsmarkt gehandelt wird. Dieser Markt durchlebt momentan erhebliche Veränderungen. Die Zukunft der Arbeit? Dürfte so aussehen:

  1. Angebot und Nachfrage atomisieren und individualisieren sich. Das erleben wir beispielsweise schon bei Medien oder Konsumartikeln.
    • Wir kaufen keine ganzen Zeitungen mehr, sondern nur noch bestimmte Artikel, in digitaler Form, wann und wo wir wollen.
    • Wir bestellen vom Smartphone aus, was uns gefällt, und sind nicht mehr angewiesen auf Kataloge oder Geschäfte.

Das bedeutet für den Arbeitsmarkt: Die klassische Stückelung nach Arbeitstagen wird zum Auslaufmodell. Für die Bereitstellung von Arbeitsleistung in Form von Anwesenheit werden immer weniger Unternehmen bezahlen. Sie erwarten vielmehr, dass Aufgaben in einer bestimmten Zeit mit einer messbaren Mindestqualität erledigt werden. Gleiches gilt auf Arbeitnehmerseite: Immer weniger, allen voran die qualifizierten Arbeitnehmer werden Anwesenheit zwischen 9 und 17 Uhr anbieten wollen. Sie wollen flexibel arbeiten und bezahlt werden für das, was sie erledigen.

Die Folge ist: Wir werden Arbeit immer mehr nach Zielen, Leistungen und Effizienz bewerten und bezahlen müssen und nicht mehr nach Anwesenheit oder Arbeitstagen.

  1. Die Welt ist der Markt – und nicht das Dorf, die Stadt, der Landkreis. Wir bestellen Waren aus allen Ländern der Welt via Internet. Warum sollte Arbeit da eine Ausnahme sein? Viele Arbeitsleistungen kaufen wir heute schon weltweit ein: Forschung, Entwicklung, Beratung, Datenanalyse etc. Im demographischen Wandel mit schrumpfendem Arbeitsangebot kann es eine gute Lösung sein, Arbeitsleistung in anderen Ländern einzukaufen. Dies bietet sich an für Arbeiten, die nur geringer Qualifikation und keiner persönlichen Nähe bedürfen, oder auch für vorwiegend digitale Aufgaben.
  2. Alles, was digitalisierbar ist, wird digitalisiert. Wir Deutschen haben uns mit einem defensiven, skeptischen Umgang in Sachen Digitalisierung ins Hintertreffen manövriert. Der Digitalisierung ist das egal. Sie schreitet trotzdem voran. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die sich dem digitalen Wandel verweigern, werden den Anschluss verlieren. Das gilt nicht nur für Bürojobs. Das gilt auch für Industrie, Produktion, Landwirtschaft, Pflege, Gastronomie – alle Branchen haben Potential dank Digitalisierung effizienter und zukunftsfähig zu werden.

Wir haben nicht mehr die Wahl, ob wir diese Herausforderungen annehmen. Wir können nur noch entscheiden, wie wir ans Ziel kommen wollen: ausgemergelt und abgeschlagen oder in Top-Form im Spitzenfeld.

Best Ager sind keine Fast Mover

2024 waren rund 50,4% der deutschen Bevölkerung 50 Jahre und älter (Statistisches Bundesamt). Ich bin mit 59 einer davon. In dieser alternden Gesellschaft mit hohem Durchschnittsalter ist der Veränderungswille strukturell schwächer ausgeprägt – auch, weil viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte sicherheitsorientiert agieren. Sie wollen den Status Quo im Kern halten mit leichten Optimierungen, wenn diese Sinn machen und Nutzen stiften – für sie. Man kann sich leicht vorstellen, dass unsere Gesellschaft nicht viel Dynamik entfalten kann, wenn die Hälfte auf der Bremse steht.

Dazu kommt, dass diese starke Mehrheit 50plus von Politik und Medien laufend hofiert wird. Bloß nichts gegen die Alten sagen! Immer schön nett sein und Rentenerhöhungen versprechen! Statt diesem Einlullen bräuchten wir einen Weckruf. Einen erneuten, ordentlichen Ruck, der durchs Land gehen sollte.

Digitale Defizite

Wir müssen die Jungen fördern. Sie sollen den Ton angeben und das Tempo machen. Die letzten 15 Jahre zeigen ein paar Gemeinsamkeiten mit der jüngsten Fußballgeschichte: 2014 war Deutschland noch Weltmeister. Danach haben wir zu lange an alten Spielern und Methoden festhalten und wurden in den folgenden Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sauber durchgereicht. Erst der neue Bundestrainer Nagelsmann scheint in der Lage, das Ruder rumreißen zu können. In der Gesellschaft und Arbeitswelt passierte im Grunde das gleiche – nur in größerem Stil. Ob Kanzler Merz Nagelsmann-Qualitäten hat, bleibt noch zu beweisen.

Wenn wir die Alten immer im Glauben lassen, sie wären weiterhin das wichtigste Rad am Wagen, unterfordern wir deren Bereitschaft zur realistischen Selbsteinschätzung und der anschließenden notwendigen Verbesserung ihrer Kompetenzen. Die Realität schaut nämlich so aus: Laut D21 Index zeigen nur etwa 20% der Menschen 50+ eine digitale Souveränität, die über Alltagsnutzung hinausgeht. In der Form, dass sie digitale Anwendungen produktiv nutzen würden. Dass sie Kompetenz hätten, damit Aufgaben und Probleme zu lösen. Dass sie Datenschutz so gut kennen würden wie die Verkehrsregeln – und nicht jedes Mal vor Angst zittern, wenn Sie auf dem Daten-Highway unterwegs sind.

Der aktuelle digitale Fitness-Zustand ist nicht ausreichend, um in den neuen Arbeitsmärkten als Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Meist reicht das nicht einmal, um privat in einer zunehmend digitalen Welt zurecht zu kommen. Gleichzeitig gehen empörte Aufschreie durch die sozialen Medien, wenn jemand trotz 50 Bewerbungen keinen Job bekommt. Mit 55 habe man keine Chance mehr im Arbeitsmarkt? Mit 55 schon, aber halt nicht mit 55 ohne wettbewerbsfähige digitale Kenntnisse.

Maschinen helfen Menschen

Alle automatisierbaren und digitalisierbaren Arbeiten werden – getrieben bzw. erzwungen durch den weltweiten Wettbewerbsdruck und den voranschreitenden Einzug der KI – von Maschinen übernommen. Menschliche Arbeitskraft wird sich zusehends verlagern zu Arbeiten mit höherer Qualifikation. Dies gilt verstärkt in Ländern, wo der demographische Wandel zu schrumpfendem Arbeitsangebot führt. Also auch in Deutschland und Europa. Das Bild zu diesem Beitrag zeigt eine 24/7 Metzgerei-Laden im niederbayerischen Plattling. Der läuft rund um die Uhr auch ohne Metzgereifachverkäufer.

Qualifizierte Arbeitnehmer werden sich aussuchen können, wo sie für wen arbeiten wollen. Ihre gute Ausbildung gepaart mit Flexibilität und Mobilität machen sie unabhängig.

Viele Berufe könnten eine erhebliche Entlastung von nervigem, zeitraubendem Verwaltungskram oder umständlichen Prozessen erfahren. Wieviel effizienter wäre die Arbeitswelt von Polizei oder Krankenhäusern, wenn sie den hohen Anteil der Verwaltungsarbeit über digitale Tools und KI erledigen lassen könnten? Wieviel mehr Zeit hätten sie dann für ihre eigentlichen Aufgaben: die Pflege von Sicherheit und Gesundheit?

Auch im Frühsommer 2025 zaudern viele der (oft älteren) Entscheider in Unternehmen weiterhin, wenn es um die Digitalisierung von Prozessen und die Nutzung von KI geht. Ihre Unwissenheit und Ignoranz tarnen sie mit Bedenken hinsichtlich Datenschutz oder der immer wieder genommenen Ausrede: „Wir würden ja gerne, aber wir haben keine Zeit.“

Oft ist es auch einfach die Angst vor Kontroll- oder Machtverlust oder fehlendes Vertrauen in die Mitarbeiter. Wer vor Ort im Büro sitzt, den kann man besser beaufsichtigen? Ein Trugschluss! Lesen Sie dazu meine Überlegungen aus den Covid-bedingten Anfängen des Themas Home-Office.

Neue Stars am Arbeitsmarkt

Was in 100 Jahren sein wird, kann ich nicht absehen. Absehbar aber ist die Zukunft der Arbeit für die nächsten 10 bis 20 Jahre. Die Veränderungen sind ja schon in vollem Gange. Man muss sie nur zu Ende denken:

  • Jobs, die leichter durch Digitalisierung, KI und Automatisierung ersetzt werden können, werden tendenziell niedriger bewertet oder ganz von Maschinen übernommen: etwa Jobs in Verwaltung, Marketing, Werbung, Banking etc.. Berufe mit hohem KI-Anteil werden vielleicht nicht verschwinden: Aber sie wandeln sich in Richtung Steuerung, Kontextualisierung und ethischer Verantwortung.
  • Jobs, die mehr vom persönlichen Einsatz qualifizierter Arbeitskräfte leben, werden eine höhere Bewertung erfahren: Gesundheits- und Pflegedienstleister, Handwerker, Gastronomen, Psychologen, Landwirte und natürlich Unternehmer, die Ideen auf den Weg bringen.

Daher halte ich es für sehr naheliegend, dass das alte Standesdenken revolutioniert wird  – dass Berufe hinsichtlich Ansehen und Bezahlung nach oben schießen, die in der Vergangenheit eher als graues Mittelmaß galten. Und umgekehrt.

Neulich schrieb mir ein Ex-Kollege aus Berlin, meine alte Liebe Brigitte sei nun in Essen untergekommen, im Haus der Funkes. Die Leidenszeit im Lager RTL unter vorwiegend ungesitteten Gassenhauern habe ein schnelles Ende gefunden. Da wird sie erleichtert sein, meine Brigitte. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie, die weltgewandte Dame, täglich die Augen verdrehen musste angesichts der Prolo-Formate um ledige Bauern oder verdschungelte C-Promis.

Zweifellos die Nummer 1

Wir lernten uns im April 1991 in Hamburg am Baumwall kennen. Sie war damals souveräne 37 und offenbar gewohnt, dass ihr junge Akademiker in Ausbildung (a.k.a. Trainée) um den Hals fielen. Wir trafen uns bald täglich im Büro der Grandes Dames des Gruner+Jahr Vertriebs, Frau Pallesky und Frau Schröder. Beide gerierten sich selbst wie zwei reife Brigitten aus dem Bilderbuch. Alle 14 Tage durfte ich unter ihrer Anleitung die Erfolgsaussichten der neuen Brigitte prognostizieren. Wir untersuchten fast jede ihrer Seiten. Diäten zu Jahresbeginn, Marmeladenrezepte oder neue Modetrends verkauften sich gut. Manchmal meinte ich, Brigitte schon wirklich gut zu kennen. Im nächsten Moment machte sie einen ihrer Ausreißer und ließ uns alle verwundert im Büro sitzen – vor unseren Zahlen. Das war ja nicht ihr Problem.

Sie scherte sich weder um uns noch um mögliche Konkurrentinnen. Die anderen 14täglichen Frauenzeitschriften waren nicht ihr Kaliber. Keine Frage, die Freundin machte an manchen Tagen bella figura. Aber es war stets spürbar, dass ihr Horizont deutlich begrenzter war. Für Sie bewegt sich in einer Welt zwischen Abnehmtipps und Hackbratenrezept. Und der Titel Journal für die Frau hatte eine sozialistische Ausstrahlung – klassenlos, aber unambitioniert.

Brigitte war schon eine Marke…

Bei allen Kapriolen und Eskapaden zeigte sie stets Haltung und Charakter. Wo Brigitte draufstand, war Brigitte drin. Das schätzten natürlich auch die Anzeigenkunden. Sie versuchten ständig, Brigitte ihren Nagellack, ihr Brausepulver oder ihr Cocktailkleid anzugedeihen. Am Ende waren sie froh, wenn wir sie im passenden Umfeld auf den hinteren Plätzen platzierten. Kurzum: Sie rannten uns die Tür ein. Später um die Jahrtausendwende, als mich Brigitte zu ihrem Anzeigenchef erkoren hatte, lieferten sich Konzerne wie Beiersdorf und L´Oréal Kopf-an-Kopf-Rennen darüber, wer mehr Anzeigen im Heft drucken durfte. Enge Ergebnisse wie 61-59 waren keine Seltenheit. In einer Ausgabe. Im 2-Jahres-Rhythmus schossen wir Elaborate zur Brigitte- Kommunikationsanalyse in die Märkte: Gleichermaßen umfangreiche wie uninteressante Marktforschungsergebnisse als Dankeschön und Bestätigung für unsere Kunden. Aber seien wir ehrlich: Vermarktet hat sich Brigitte weitestgehend aus eigener Kraft.

Auch der stärkste Baum fällt…

 …wenn der Sturm nur stark genug ist. Die Vorboten des Sturms auf bunte Blätter waren schon Mitte der 2000er zu hören – hätte man nur die Ohren spitzen wollen. Zu der Zeit hatte ich Brigitte hinter mir gelassen, aber niemals aus den Augen verloren. Als der Sturm im Laufe der Zeit immer heftiger wurde, verloren manche Kapitäne die Kontrolle. Vor allem die, die ein Leben auf dem Sonnendeck gewohnt waren. In ihrer Ratlosigkeit machten sie Dinge, die man mit einer Brigitte einfach nicht machen darf: Sie dünnten sie aus, vernachlässigten sie, sparten hier, zwackten dort und mergelten die einst Stolze richtiggehend aus.

Ein nachträgliches Hätte-Wenn-und-Aber hilft Brigitte heute nicht mehr weiter. Ich wünsche mir einfach nur, dass sie im Hause Funke noch ein paar Liebhaber findet wie mich, die sie in ihren letzten Jahren hoch leben lassen und ihr die Anerkennung vermitteln, die sie sich immer verdient hat. Ein ganzes bewegtes Zeitschriftenleben lang.

 

Falls du das liest, Brigitte: Die Jahre mit dir gehörten zu den besten in meinem Leben. Danke dafür!

 

Die ursprüngliche Idee der Nachhaltigkeit war ja gar nicht schlecht: Carl von Carlowitz, seines Zeichens Oberberghauptmann in Sachsen, schlug vor, dass nur so viel Holz verbraucht werde, damit genügend nachwachsen und nachfolgende Generationen ausreichend davon haben könnten. Das war 1713.

Erst Dornröschenschlaf…

Bekanntlich kam später die Industrialisierung, die Weltbevölkerung wuchs stark und verbrauchte immer mehr – von allem, nicht nur Holz. In den 2000er Jahren warnte der frühere US- Vizepräsident Al Gore in diversen Büchern vor den Gefahren eines Klimawandels. Aber einen amerikanischen Politiker an der Spitze der Klimabewegung konnte man sich schon damals nicht vorstellen. Ganz anders eine 15-jährige Schülerin aus dem Wald- und Seenparadies Schweden! Greta Thunberg verschaffte den Klimawandel Öffentlichkeit, Beachtung und Relevanz. Das war 2018. Damit läutete sie den zweiten Frühling der Nachhaltigkeit ein.

…dann overpaced

Das Thema war plötzlich groß, wichtig, international – also ein gefundenes Fressen für die Brüsseler Bürokratie. Nachhaltigkeit wurde filetiert und in Vorschriften und Regeln gegossen. In Deutschland begann im Dezember 2021 die Ampel mit ihrer Regierungsarbeit und die EU-Bürokratie bekam einen nationalen Ideologie-Boost. Energiewende, Mobilitätswende, Klimawende… Am besten alles auf einmal und sofort! Die Maßnahmen überschlugen sich. Nachhaltigkeitsberichterstattung oder Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind Wort gewordene Beispiele für die Verrenkungen und Verirrungen dieser Jahre.

2025 hat offenbar irgendjemand in der EU-Kommission erkannt, dass man sich dabei vergaloppiert haben könnte. Außerdem ist der ideologische Treibstoff etwas rationiert seit dem Ende der Ampel. Es scheint zu einer Normalisierung in der Nachhaltigkeit zu kommen. Die EU will auf Freiwilligkeit setzen und die Zahl der Daten und Prozesse reduzieren und klarer machen. Hosianna!

…am Ende klug und achtsam?

Im Moment dürfen wir hoffen, dass all diejenigen, die wir noch eben mit Fristen und Vorschriften getriezt und gepiesackt haben, diesem überdrehten Aktionismus mit Nachsicht begegnen und sich fortan einer freiwilligen, gut dosierten Nachhaltigkeit verschreiben.

Aber seien wir realistisch: Viele Unternehmen werden versucht sein, sich erstmal den Buckel runterrutschen zu lassen. Wenn Spinat-Orgien jahrelang Zwang waren und plötzlich wird Spinatessen freiwillig – esse ich dann weiter Spinat? Eher nicht, auch wenn er noch so gesund ist und stark macht wie Popeye.

Zum Thema Nachhaltigkeit deutet sich eine ähnliche Gegenreaktion an. Klimaziele werden revidiert, Gesetze verzögert, Budgets gekürzt, Maßnahmen ausgedünnt – obwohl es besser wäre, an der grundsätzlichen Linie pro Nachhaltigkeit festzuhalten. Denn Pausieren bedeutet einen Zeitverlust im Rennen gegen den Klimawandel und bei der Neuaufstellung unserer Wirtschaft.

Vielleicht sind die meisten Unternehmen nicht (oder nur ein kleines bisschen) nachtragend? Vielleicht wollen sie auch weiterhin, aber jetzt freiwillig an einer nachhaltigen Ausrichtung ihrer Leistungsbilanz arbeiten?

Freiwillig nachhaltig

Die Herausforderung, dass wir nachhaltiger mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt umgehen, bleibt existenziell. Das Thema geht nicht wieder weg. Wir haben die große Chance, unsere Wirtschaft und unser privates (Konsum-) Verhalten darauf auszurichten. Es geht nicht darum, irgendwelchen politischen Leitlinien zu folgen. Es geht darum, eine zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen, die sich perfekt einfügt in die neuen Lebensbedingungen auf unserem Planeten. „Survival of the fittest“ bedeutet nicht, dass die fittesten überleben, sondern die, die sich am besten anpassen.

Also bleiben wir dran und machen wir unsere Maßnahmen und Berichte freiwillig und mit Augenmaß! Wenn wir in 10 oder 15 Jahren in Europa auf eine weitestgehend nachhaltige Wirtschaft umgeschaltet haben sollten, dann wird das nicht nur unserem Klima sehr gutgetan haben, sondern auch unserer Wettbewerbsfähigkeit, unserem Wohlstand und unserem Wohlbefinden. Auf die Verirrungen der Anfangsjahre werden wir dann milde lächelnd zurückschauen.

2024 war mein erstes volles Jahr mit einem E-Auto, genauer gesagt meinem VW ID-4. Manchmal fragen mich Freunde und Bekannte danach, wie es mir denn ginge mit meinem „Elektriker“. Die klare Antwort ist: Ich würde nie mehr zurück wechseln. Bei Google würde ich 4 1/2 von 5 Sternen vergeben für mein E-Auto. Hier mein Erfahrungsbericht nach einem Jahr mit E-Auto:

Handfeste Vorteile

Um es vorweg zu nehmen: Klimaschutz war nicht der Grund für mich. Ich schau mir an, was die Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach bringt, und dann probiere ich das früh aus. Das war schon bei Computer, Internet, privatem Strom, Online-Banking, Kreditkarten, i-Pay, Car-Sharing, Bionade, E-Reader oder Aperol Spritz so. Auch E-Mobilität wird früher oder später zur Normalität werden. Anstatt mich auf dem Weg dahin aufzuhalten mit Nörgeln, Zaudern oder Protesten, sammle ich lieber erste Erfahrungen. Anfang 2025 stelle ich in Sachen E-Auto fest:

  • Die KfZ-Kosten für meinen ID-4 liegen im Jahresergebnis um 12 % unter den Kosten des Vorjahres. Damals hatte ich einen VW Tiguan. Beide Autos habe ich geleast. Es sind also auch die Anschaffungskosten in Form der Leasingsrate im Kostenvergleich enthalten.
  • Verivox (und ich) bestätigen: Das Laden von E-Autos ist deutlich günstiger als Tanken.
  • Der ADAC (und ich) bestätigen: E-Autos schneiden im Vergleich besonders gut ab. Fahrkomfort, geräuscharmes Fahren, Sicherheit, Raumangebot, Wendekreis, Wartungsaufwand etc. – all das ist eine völlig andere Dimension des Autofahrens. Übrigens ist die Beschleunigung sagenhaft, was nicht nur das Überholen einfacher macht.
  • Und die Reichweite? In 2024 bin ich rund 45.000 km gefahren. Meistens messen meine Strecken einfach 150-200 km. Oft bewege ich mich in ländlichen Gebieten, machmal nach Italien oder Richtung Berlin. Fast immer finde ich vor Ort eine Ladesäule, die ich während meiner Termine nutzen kann. Und wenn nicht, dann nutze ich eine Schnellladesäule entlang der Autobahn. Zuhause habe ich eine Wallbox in der Garage. Zur Not tut´s über Nacht auch eine normale Steckdose. Man muss nur in einer Hinsicht sein Verhalten ändern: Laden sollte man immer dann, wenn man Gelegenheit hat, nicht wenn der Akku auf Reserve leuchtet.
    • Am 1. Dezember 2024 zählt man in Deutschland 120.618 Normalladepunkte und 33.419 Schnellladepunkte. Zum Vergleich: Tankstellen gibt es gerade mal rund 14.500.

Gefangen im Protest?

Ich sehe und höre, dass viele Autofahrer E-Autos aus Prinzip ablehnen oder aus Nostalgie, weil sie mit Fuchsschwanz oder röhrenden Motoren aufgewachsen sind oder weil sie E-Mobiliät eng verbinden mit grüner Vorschriften-Politik. Dafür habe ich angesichts der ungeschickten Kommunikation der ehemaligen Ampelregierung Verständnis. Die Frage ist nur, ob Protest die richtige Antwort ist auf Inkompetenz. Wir schaden uns dabei möglicherweise nur selbst.

Denn rein sachlich betrachtet (siehe oben) gibt es für die allermeisten Autofahrer kaum einen Grund, kein E-Auto zu fahren. Auch hinsichtlich Fahrvergnügen und Spaßfaktor kann ich ein E-Auto empfehlen. Mein nächstes Auto soll ein elektrischer Alfa Romeo sein. Darauf freu ich mich schon!

 

„Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“ (Mark Twain). Für Kapitalanleger sind belastbare Prognosen wertvoll. Auch im Markt der Neubau-Immobilien könnten sie ihre Entscheidungen mit verlässlichen Prognosen erfolgversprechender ausrichten.

Prognosen müssen nicht spekulativ sein – wie ein Blick in die Glaskugel. Viele Entwicklungen sind  vorhersagbar. Manche sind sogar schon manifestiert und sichtbar: Man müsste nur die Augen aufmachen, den Verstand wirken lassen und dementsprechend handeln.

Ein neues Instrument zur Verbesserung und Absicherung der Prognose-Qualität kann Künstliche Intelligenz sein. Sie nutzt das gesamte vorhandene Daten-Wissen und erstellt in wenigen Sekunden eine Prognose. Hier ein Beispiel.

Wir fragen ChatGPT:

„Wie lautet die Prognose für die Preisentwicklung von Neubau-Immobilien in Deutschland für die nächsten 5 Jahre und was sind die drei wichtigsten Kriterien für Erfolg im Markt?“

Die Antwort von ChatGPT: 

„Hier sind die Prognosen und die wichtigsten Kriterien für den Erfolg im Markt:

Prognosen für die Preisentwicklung

  1. Steigende Baukosten und Materialpreise:
    • Die Baukosten haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was auf Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und höhere Energiekosten zurückzuführen ist. Diese Entwicklung dürfte anhalten und den Preis für Neubauimmobilien weiter in die Höhe treiben.
  2. Nachhaltigkeit und Energiestandards:
    • Der Druck, energieeffizientere und nachhaltigere Gebäude zu errichten, wird zunehmen. Dies könnte sowohl die Nachfrage nach Neubauten mit hohen Energiestandards (wie KfW QNG) erhöhen als auch die Kosten in der Planung und Umsetzung solcher Projekte steigern. Dies könnte eine Preisdifferenzierung zwischen Standard- und Premiumobjekten verstärken.
  3. Zinspolitik und Finanzierungskosten:
    • Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank wird ein entscheidender Faktor sein. Aktuell bewegen sich die Zinsen auf einem höheren Niveau, was die Finanzierungskosten für Käufer erhöht und die Nachfrage dämpfen könnte. Sollte dieser Trend anhalten, könnte dies den Preisanstieg bei Neubauten verlangsamen oder sogar stagnieren lassen.
  4. Demographische Entwicklungen:
    • Die alternde Bevölkerung in Deutschland führt zu einer steigenden Nachfrage nach altersgerechtem Wohnen und Pflegeimmobilien. Diese demographische Entwicklung stützt die Preise in diesem Segment des Neubauimmobilienmarktes. Regionen mit wachsender Bevölkerung oder hoher Zuwanderung dürften ebenfalls stabile bis steigende Preise erleben.
  5. Regionale Unterschiede:
    • Es wird erwartet, dass die Preisentwicklung regional sehr unterschiedlich ausfallen wird. Metropolregionen und wirtschaftsstarke Gebiete könnten weiterhin Preisanstiege verzeichnen, während strukturschwächere Regionen eine Stagnation oder sogar einen leichten Preisrückgang erleben könnten.

Drei wichtigste Kriterien für Erfolg im Markt

  1. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit:
    • Der Marktwert von Immobilien wird zunehmend durch ihre Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bestimmt. Immobilien, die hohen Energiestandards entsprechen (z.B. KfW QNG), haben nicht nur aufgrund niedrigerer Betriebskosten, sondern auch wegen der Attraktivität für umweltbewusste Käufer bessere Chancen auf Erfolg.
  2. Standortqualität:
    • Der Standort bleibt das entscheidende Kriterium für den Erfolg. Zentrale Lagen in wirtschaftlich prosperierenden Regionen oder in Gebieten mit hoher Lebensqualität werden weiterhin eine starke Nachfrage erfahren. Auch die Nähe zu Infrastruktur wie Verkehrsanbindungen, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten bleibt ein Schlüsselfaktor.
  3. Finanzierungsbedingungen und -strategien:
    • In einem Umfeld steigender Zinsen wird die Fähigkeit, attraktive Finanzierungsmodelle anzubieten, immer wichtiger. Investoren und Käufer werden verstärkt auf günstige Finanzierungsoptionen (z.B. durch zinsgünstige KfW-Darlehen) achten, um die Kosten im Rahmen zu halten. Eine fundierte Finanzierungsstrategie kann entscheidend dafür sein, ob ein Projekt erfolgreich vermarktet werden kann.“

Und genau das passiert

In den letzten Monaten dringt immer mehr durch, dass alte Immobilien ohne große Energieeffizienz erhebliche Risiken bergen können. Die Folge: Viele Eigentümer wollen diese alten Immobilien loswerden und fluten den Markt. Preisabschläge von 30% sind keine Seltenheit.

Neubau-Immobilien mit hoher Energieeffizienz sind dagegen immer interessanter geworden. Aber nur dann, wenn diese Immobilien eine Energieeffizienz auf KfW QNG Standard bieten: Denn nur dann können die Käufer günstige KfW Darlehen und maximale Steuervorteile nutzen.

Dass die Immobilien an attraktiven Standorten (= an Standorten mit steigender Nachfrage) liegen sollten, versteht sich von selbst.

Frei nach Mark Twain ließe sich für den Markt der Neubau-Immobilien sagen:

„Prognosen müssen nicht schwierig sein, selbst wenn sie die Zukunft betreffen.“

Jüngst fragte mich ein Kollege nach meiner Einschätzung zum Markt der Immobilien. Meine knappe Antwort: „Sehr gut.“ Die Gründe für meine Einschätzung liegen auf der Hand und sind belastbar. Am 22. März 2024 verabschiedete der Bundesrat das Wachstumschancengesetz und Immobilien sind seitdem als Kapitalanlage noch attraktiver als davor.

Der Bund gibt mit dem Wachstumschancengesetz neue Anreize für den Kauf von Wohnungen. Die Abschreibungen für Immobilien wurde deutlich verbessert. Darüberhinaus sind mittlerweile wieder zinsgünstige KfW Fördermittel bis zu 150.000 € abrufbar. Allerdings gelten alle diese Vorteile nur beim Kauf von:

Wohnungen mit KfW QNG Standard als Kapitalanlage!

Denn nur diese eröffnen den vollen Zugang zu zinsgünstiger KfW Förderung und verbesserten Abschreibungen und Steuereffekten dank Wachstumschancengesetz. Konkret bedeutet dies für Kapitalanleger:

  • bis zu 150.000 € KfW Darlehen zu günstigen Zinsen.
  • 5% degressive Abschreibung auf den Gebäudeanteil (bis 3 %)
  • Sonderabschreibung von 5% aus 4.000 € pro Quadratmeter Wohnfläche für die ersten vier Jahre (bisher 2.500 €)
  • Dauerhaft relativ höhere Kaltmiete dank hoher Energieeffizienz
  • Geringes Risiko für energietechnische Nachrüstungen

Immobilien rechnen sich wieder

Kapitalanleger können all diese Vorteile bei der Finanzierung von Immobilien im KfW QNG Standard nutzen. Das Ergebnis ist, dass sich diese Immobilien sehr gut rechnen im Vergleich zu alternativen Kapitalanlagen. Fast 50% des Gebäudewertes lassen sich in den ersten 10 Jahren abschreiben und bergen zudem einen ordentlichen Steuereffekt. In Summe können die Vorteile aus KfW und Abschreibung mehrere Zehntausend Euro ausmachen. Das können Ihre Bank und Ihr Steuerberater durchrechnen und bestätigen.

Angebot dünn gesät

Die einzige Herausforderung besteht darin: Das Angebot ist dünn gesät und man muss erst einmal Immobilien finden, die diesen KfW QNG Standard erfüllen. Nur sehr wenige Bauträger können oder wollen diese hohen Anforderungen bedienen. In Bayern und Süddeutschland hat die ERL Immobiliengruppe frühzeitig die Weichen gestellt für diese energieeffiziente Bauweise und kann nun laufend attraktive Projekte anbieten für Kapitalanleger.

Fordern Sie ein unverbindliches Beratungsgespräch an unter 01515 580 550 91 oder per Mail an t.bily@erl.de

P.S. Referenzen zu meiner Arbeit finden Sie in diesem Artikel.

 

 

2024: Unsere beiden Kinder sind 30 und 32. Sie kennen die Zeit nicht mehr, in der „Made in Germany“ weltweit als Qualitätssiegel galt. Sie wachsen auf in einem Land, das immer mehr durchgereicht wird in den Ranglisten für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Digitalisierung. Besser gesagt: in einem Land, das sich immer mehr selbst im Weg steht und in Nebensächlichkeiten verstrickt, anstatt Lösungen für die dringenden und wichtigen Themen der Gegenwart zu erarbeiten.

Willkommen in der Faxrepublik Deutschland

Nicht erst seit gestern ist Digitalisierung ein zentraler Aspekt unseres Alltags und unserer Arbeitswelt. Ja, es gibt kluge Unternehmen und Organisationen, die längst in digitale Technologien investieren, um mit hoher Effizienz Produkte und Dienstleistungen weltweit anbieten zu können: schneller, stabiler, besser und günstiger! Aber man muss diese Unternehmen als positive Ausreißer bezeichnen. Denn die gesamtgesellschaftliche Stimmungslage in Sachen Digitalisierung pendelt nach wie vor zwischen Angst, Trägheit und Ignoranz.

Unternehmer kämpfen weiterhin eine Landschlacht mit Funklöchern und schlechter Infrastruktur. Sie führen einen Papierkrieg mit ewig gestrigen Amtsschimmeln. Ministerpräsident Söder hat Anfang März die bayerischen Ämter und Kommunen zum x-ten Male aufgerufen, endlich die Digitalisierung voranzutreiben. Aber wenn man die ersten Reaktionen von Landräten sieht, hört man den Aufruf bereits verhallen.

Auf individueller Ebene gilt im Grunde das gleiche Muster: Bürger, Eltern, Konsumenten, Arbeitnehmer, Patienten und Steuerzahler machen sich fit für die digitale Welt und sind offen für neue Technologien. Aber früher oder später wird ihre Initiative erstickt von Lehrern ohne Computerwissen, Ärzten mit Karteikästen oder Finanzämtern, die auch 2024 konsequent die Steuerbescheide auf Recycle-Papier versenden.

Vulnerabilität oder Ausredenkultur

Meine Mama ist 92 und man kann sie – nicht nur – in digitaler Hinsicht als hoch vulnerabel einordnen. Sie fragt zurecht (wenn auch nur rein theoretischer Natur): Wenn es Bahntickets nur noch online gibt, wie soll ich die dann kaufen? Zum Beispiel so: Ihre Bankgeschäfte hat sie an ihren Enkel delegiert, der Online Banking für ihr Konto eingerichtet hat. Noch mit 85 hat sie „WhatsApp gelernt“. Sie bedauert am meisten, dass sie sich damals (vor 30 Jahren) den Umgang mit dem Computer ausreden hat lassen.

Natürlich gibt es vulnerable Minderheiten, um die wir uns im digitalen Wandel kümmern müssen. Menschen, die einfach zu alt und zu gebrechlich sind, um den neuen Anforderungen aus eigener Kraft begegnen zu können. Aber sprechen wir doch vom großen Teil der Bevölkerung, der digital nicht vulnerabel, sondern einfach nur bequem oder ignorant ist. Menschen etwa, die

  • seit 30 Jahren einen Computer auf dem Schreibtisch stehen haben und über die Grundfunktionen nicht hinausgekommen sind.
  • auch 2024 ihre Bewirtungsbelege drucken, damit sie der Steuerberater einscannen kann
  • überfordert wären, wenn sie Zugtickets online buchen oder ein Parkticket per App lösen sollen.

Kurzum Menschen, die sich in der Nostalgie der Faxrepublik Deutschland gemütlich eingerichtet haben und denken, sie könnten sich bis zum Ende ihres Lebens durchmogeln. Leider ist es aber so, dass selbst 65-jährige heute im Schnitt noch 20 Jahre Restlebenserwartung vor sich haben. Spätestens 2030 werden sie nur mehr sehr begrenzt an diesem Leben teilnehmen können, wenn sie bis dahin ihre digitalen Fähigkeiten nicht korrigiert haben.

Wir haben den Kopf schon lange nicht mehr bei der Sache

Unsere Gesellschaft neigt immer mehr dazu, sich in Rand-Themen zu verlieren, die zwar von medialem Interesse sein mögen, aber nur geringen gesellschaftlichen Nutzen bieten. Wenn Influencer oder Daten-Leaks das Einzige sind, was uns spontan zu Digitalisierung einfällt, ist das so, als würden wir die Automobilindustrie auf Sportwagen und Pannenstatistiken reduzieren.

Wie konnte es dazu kommen, dass wir den Fokus so aus den Augen verlieren? Dass wir nicht mehr erkennen können oder wollen, was wichtig und notwendig ist? Erstklässler würde man fragen: Wo hast du denn deinen Kopf? Auf keinen Fall bei den Themen, die dir die Versetzung in die nächste Klasse sichern.

Verantwortungsvolles Handeln statt Moralisieren

Unser Umgang mit Digitalisierung und KI zeigt: Wir haben verlernt, konstruktive Debatten zu führen und uns zu streiten. Stattdessen herrscht oft eine Kultur des Beharrens auf persönlichen Gesinnungen und Prinzipien, die sachliche Diskussionen und Kompromisse erschwert. Es geht nicht um Gesinnungs-Battles zwischen Lagern: Bargeld vs. Online Banking, Verbrenner vs. E-Auto, Vegan vs. Schwein, Wärmepumpe vs. Ölheizung oder Habeck vs. Merz.

Wir müssen wieder lernen, Verantwortung zu übernehmen und Lösungen für die dringlichen und wichtigen Themen unserer Zeit zu erarbeiten. Digitalisierung, Klimawandel, Migration, Gesundheitswesen, Bildung und demographischer Wandel stehen ganz oben auf unserem Zettel. Jeden Tag. Für alle. Wir können diese gewaltigen Aufgaben nur gemeinsam lösen. Und auf keinen Fall, wenn wir uns zerfleischen, gegenseitig bezichtigen und auf unseren Prinzipien oder Gewohnheiten beharren.

Risiko lange unsichtbar

In den letzten Monaten der schwachen Konjunktur konnte man erahnen, was mit unserem Land passiert, wenn wir auf die großen Themen keine starken Antworten haben. Wir verlieren an Boden in Ranglisten für Wachstum und Reichtum. Unsere Reputation nimmt Schaden. Und in der Folge werden wir das spüren an schwindendem Wohlstand. Oft habe ich den Eindruck, dass gerade die älteren Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen sich damit trösten, sie hätten ihre Schäfchen schon im Trockenen. Sie stehen Veränderungen, wie denen des digitalen Wandels, sehr zurückhaltend gegenüber und sind meiner Beobachtung nach hauptverantwortlich dafür, dass das ganze Land mehr auf der Bremse als auf dem Gaspedal steht. Sie unterschätzen dabei das Risiko, dass sich Abstieg und Wohlstandverlust sehr schnell einstellen können. Noch ist die Speckschicht dick und wohlig. In Kontakt mit der rauer werdenden Wirklichkeit kommen zuerst die Schwächeren.

Mehr Resilienz, weniger Vulnerabilität – jetzt!

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Staates, eines Unternehmens oder einer Person, mit Herausforderungen, Stress, Krisen oder Druck umzugehen, sich anzupassen und sich von Rückschlägen zu erholen. Und damit ist Resilienz ein gutes Gegenmittel zu Vulnerabilität. Wenn wir widrigen Bedingungen trotzen, Stärke und Widerstandsfähigkeit zeigen, dann können wir auch aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Dafür wäre jetzt eine sehr gute Gelegenheit. Denn Krisen gäbe es gerade genug. Delegieren wir die Verantwortung nicht auf den Staat. Nehmen wir sie selber wieder in die Hand. In Sachen Digitalisierung kann das bedeuten:

  • Für Bürger: Macht euch fit in all den Anwendungen, die das Leben leichter, einfacher und praktischer machen. Schaut auf die Chancen und legt eure große Angst vor kleinen Risiken ab.
  • Für Arbeitnehmer: Starrt nicht weitere 10 Jahre mit Schaudern euren Bildschirm an, sondern lernt die Programme und fordert neue Anwendungen, die euch die Arbeit besser und schneller erledigen lassen.
  • Für Unternehmer: Messt eurer IT, Datenverarbeitung, digitalen Touchpoints und Prozessen und KI-Anwendungen genauso viel Bedeutung bei wie eurer Buchhaltung, Werbung oder eurem Fuhrpark und kümmert euch mit maximaler Energie darum, dass euer Unternehmen in Sachen Digitalisierung zum Vorbild wird für andere.
  • Für Chefs von Ämtern und Kommunen: Sorgt dafür, dass alle Behördengänge bis 31.12.24 digital erledigt werden können, dass kein Papier mehr gedruckt wird, dass kein Brief mehr rausgeht. Dass alles Daten und Prozesse digital verwaltet werden…

Jeder Einzelne von uns kann von jetzt auf gleich in diesen Modus umschalten. Die Vision ist, dass unser Land wieder zum Vorbild wird und zu einer führenden Kraft in diesen bewegten Zeiten. Ich bin überzeugt, dass sich Dynamik, Wachstum und Wohlstand verbinden lassen mit Fairness, Empathie und sozialer Gerechtigkeit – bei mehr Freiheit und weniger Bürokratie.

Mir graut vor einer Vision, bei der lettische Touristen in 20 Jahren in ein Deutschland reisen, das dafür berühmt ist, dass hier alte Käuze in ländlichen Gegenden mit wackligem Internet-Empfang wohnen, ihre Pizza weiterhin selber vom Italiener abholen, mit Bargeld bezahlen und pünktlich um 20.00 Uhr – mit dem Ruf der Kuckucksuhr – die Tagesschau anschauen. Bevor sie am nächsten Tag wieder mit ihrem Diesel im Stau stehen, auf dem Weg zum Büro, wo sie ihren Chefs die Mails von gestern ausdrucken dürfen.

Empfehlung

In der Folge „Die empfindsame Gesellschaft“ der Sendung Wissen hoch 2 wird das Thema Vulnerabilität wissenschaftlich diskutiert und gut verständlich aufbereitet.