Zum Jahresende 2021 gab es zwei Ausrufezeichen zum Thema Digitalisierung. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery beklagte eine unzureichende Nutzung von Daten bei der Bewältigung der Pandemie und stellte fest: „Wir haben ein riesiges Digitalisierungsproblem nach wie vor in Deutschland“. (deutschlandfunk.de vom 30.12.21)

Siemens-Chef Roland Busch ließ in einem Interview durchklingen, dass selbst im Technologie-Konzern Siemens Digitalisierung kein Selbstläufer sei – und bestätigt die unbedingte Notwendigkeit dafür: „Wir stecken mitten in einer fundamentalen Transformation. Die Pandemie kommt belastend obendrauf.“ (sueddeutsche.de am 30.12.21).

Im Juni 2019

…erschien mein Buch „Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel“. Es erläutert Notwendigkeit, Nutzen und Hürden von Veränderungen in unserem Land, das träge festklebt in alten Gewohnheiten und Strukturen. Auf Seite 3 der Einleitung ist zu lesen: „Eine Krise würde … deutlich mehr Schwung in den notwendigen Wandel bringen. Eine veritable Krise ist aber auch 2019 nicht in Sicht. Abgesehen davon: Die sollte man nicht abwarten, weil dann braucht man die Kraft an anderer Stelle. Vielmehr gilt es, den Weg zum Wandel frühzeitig selber zu entdecken und zu beschreiten“.

Dann kam Covid…

…und löste in Deutschland und Europa die größte Krise seit dem 2. Weltkrieg aus. Schnell erzwang das Virus erhebliche Veränderungen in unserem Alltag. So verzeichnen Lieferservices, Online-Handel, Homeoffice, digitale Meetings oder bargeldloses Bezahlen starkes Wachstum. Ganze Branchen wurden auf den Kopf gestellt, manche Geschäftsmodelle ausgehöhlt. Unternehmen mit guter digitaler Infrastruktur kamen regelmäßig besser durch diese Zeit des Umbruchs. Umgekehrt taumeln viele Betriebe und Einrichtungen in Schieflage, wenn sie keine Antwort parat haben auf das neue Verhalten ihrer Kunden und Geschäftspartner.

Als positives Zwischenfazit nach zwei Jahren Pandemie könnte man festhalten: Covid war ein Wachmacher. Fast alle erkennen nun, wohin die Reise in Sachen Digitalisierung gehen müsste. Einige haben sich schon auf den Weg gemacht. Jeden Tag beenden ein paar mehr ihr Wundenlecken und packen die Zukunft an.

Auf Wellen Richtung Zukunft?

Von Politik, Wirtschaft und Medien wird Digitalisierung seit Covid zwar häufiger und dringlicher thematisiert. Trotzdem fehlen gesellschaftliche Geschlossenheit und eine positive Grundstimmung gegenüber diesem Thema. Helfen würde ein gemeinschaftliches Bewusstsein der Art: „Ja, es ist wichtig und dringend, dass wir auf diesem Gebiet rasch erhebliche Fortschritte erzielen. Mein Unternehmen wird umso besser bewertet, je digitaler Infrastruktur, Prozesse oder Kommunikation aufgestellt sind.“

In der Realität sind derartige Zielorientierung, Überzeugung und Begeisterung an sehr vielen Stellen unterbelichtet und nicht mit der notwendigen Priorität versehen. „Digitalisierung? Ja, darum kümmern wir uns, wenn es mal reinpasst.“ Es gilt, diese Beliebigkeit zu ersetzen durch mehr Verbindlichkeit. Sonst droht uns auch in Sachen Digitalisierung eine langwierige Wellenbewegung: Mal geht´s besser, mal hängen wir durch. Das können wir uns nicht leisten.

Nutzen fördert Begeisterung

Das Kernproblem bleibt, dass viele Entscheider den konkreten Nutzen von Digitalisierung für ihr Unternehmen nicht greifen können. Digitalisierung klingt in ihren Ohren wie ein abstraktes IT-Phänomen. Dass dahinter handfeste und messbare Verbesserungen ihrer alltäglichen Aufgaben und Abläufe stecken, können/wollen sie nicht erkennen. Digitalisierung als Schlüssel für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit? Das ist für viele nicht vorstellbar. Kurzum: Es fehlt vielen Entscheidungsträgern (noch) an Motiven, um Zeit, Geld und Energie in Digitalisierung zu investieren.

Motive für Digitalisierung…

…liegen meist nicht offensichtlich vor der Linse oder sind selbsterklärend. Man muss (mindestens) eine Ebene tiefer graben und neue Wege denken, die schneller und besser ans Ziel führen.

Beispiel Meetings oder Events:

  • Es geht nicht darum, persönliche Treffen durch digitale Plattformen zu ersetzen.
  • Es geht darum, Kommunikation und Entscheidungsfluss jederzeit an jedem Ort aufrecht zu erhalten und so Transparenz und Effizienz des Unternehmensgeschehens zu steigern – bzw. nicht aufzuhalten durch persönliche Absenzen oder Befindlichkeiten. Nebenbei spart man Kosten für Reisen, Logis etc., schont die Umwelt und stärkt das Image als flexibler Arbeitgeber.

Beispiel Gesundheitswesen:

  • Es geht nicht darum, Daten zum Gesundheitszustand digital zu erfassen, zu speichern und auszuweisen.
  • Es geht darum, mit Hilfe von digital erfassten Daten schnellstmöglich Entwicklungen und Zusammenhänge zu identifizieren. Etwa wie ein Virus mit anderen Krankheitsbildern zusammenspielt. Oder warum und auf welchen Wegen bestimmte Zielgruppen und Regionen von einer Pandemie heimgesucht werden und wo die nächste Gefahr lauert. Und das alles laufend, automatisiert und unabhängig von Pausenzeiten der Gesundheitsämter. Stellen wir uns vor: Jeder Test, jede Impfung, jede Krankmeldung, jede Diagnose, jedes Rezept würden automatisch einfließen in den anonymisierten Gesundheitsstatus von über 80 Millionen Deutschen… oder 450 Millionen EUropäern. Wir hätten jederzeit ein aktuelles, differenziertes Bild von der Pandemie und könnten mit gezielten Maßnahmen darauf reagieren – anstatt mit Pauschalverordnungen wie Lockdowns. Wir hätten zudem viel handfestere Argumente, Leute für Impfungen zu gewinnen.

Motivation für Digitalisierung liegt bei jedem Betrieb, Verband oder Verein an anderer Stelle. Entsprechend unterschiedlich sind die Maßnahmen zur Digitalisierung, auch hinsichtlich Aufwand und Investitionsbedarf. Nur eines ist klar: Jeder, wirklich jeder Betrieb kann von Digitalisierung profitieren – nachweislich, geldwert, messbar.

Wetten, dass?

 

Im internationalen Vergleich gelten Deutsche als überversichert, auch weil sie Risiken versichern lassen, die minimal oder gar nicht vorhanden sind. Eine Hochwasserversicherung im Hochhaus ist nur die groteske Spitze des Versicherungsberges. Umso verwunderlicher ist, dass ein erhebliches und sehr reelles Risiko unserer alternden Gesellschaft noch von vielen übersehen wird: Das Risiko, im Alter kein passendes Zuhause mehr zu haben. Dabei gäbe es Angebote, die Kapitalanlage und Vorsorge für Wohnen im Alter aus einer Hand flexibel bedienen können und so Sicherheit schaffen für die ganze Familie.

Wohn-Risiko steigt mit dem Alter

Schon heute gibt es 2,8 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland, die nicht mehr alleine und selbständig zuhause leben können. Deren Zahl soll bis 2030 auf rund 4 Millionen steigen. Dazu kommen die Vorstufen der Pflege. Also die Jahre, in denen Menschen barrierefreie Wohnungen oder Betreutes Wohnen bräuchten. Denn gerade mal 2% der deutschen Wohnungen und Häuser sind wirklich barrierefrei. Im Alter kann jedoch schon ein kleines Hindernis zur unüberwindbaren Hürde werden.

Gleichzeitig sinkt die Zahl jüngerer Bürger, die zur Betreuung und Versorgung der Älteren bereit stehen. Kurzum: das Risiko, im Alter nicht mehr richtig versorgt zu werden und kein passendes Zuhause mehr zu haben, steigt in den nächsten Jahren deutlich. Das ist eine große Gefahr für den größten Wunsch der Menschen im Alter: Solange wie möglich ein selbständiges und unabhängiges Leben führen zu können. Am liebsten natürlich im eigenen Zuhause in der gewohnten Umgebung. Am allerliebsten bis zum letzten Atemzug.

Geburtenstarke Jahrgänge treiben den Markt

Die nüchterne Realität sieht leider anders aus. Die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre sorgen in Verbindung mit einer steigenden Lebenserwartung dafür, dass wir uns auf eine gewaltige Welle von alten und sehr alten Leuten einstellen dürfen. Die wollen versorgt werden und sie brauchen ein adäquates Zuhause. Genährt durch diese demographische Veränderung hat sich ein wachsender Markt für altersgerechte Immobilien entwickelt mit folgenden Abstufungen
  • Barrierefreie Wohnungen
  • Betreutes Wohnen
  • Tagespflege
  • Pflegeimmobilien

Alle diese Immobilien sind moderne Einrichtungen hoher Qualität. Das Klischee des beigen Altersheimes am Rande der Stadt hat damit nichts mehr zu tun.

Flexibel und ohne Aufwand

Nur wenige Anbieter bieten alle diese Wohnformen aus einer Hand an. Dadurch können sie ihren Kunden eine flexible Kombination aus Kapitalanlage und Vorsorge eröffnen. Nehmen wir das Beispiel der ERL Immobiliengruppe: Das Unternehmen ist seit über 30 Jahren spezialisiert auf altersgerechte Wohnformen, wurde mehrfach ausgezeichnet und gilt als Marktführer in Süddeutschland. Kunden von ERL können eine solide Kapitalanlage mit einer flexiblen Vorsorge verbinden:
  1. Die Kapitalanlage besteht darin, dass man eine Immobilie bei ERL kauft und aus deren Vermietung eine Rendite erzielt. Da auch ein Service für Vermietung und Verwaltung angeboten wird, haben Kunden keinerlei Aufwand mit der Immobilie.
  2. Der Vorsorge-Baustein besteht darin, dass Kunden im Bedarfsfall ein sogenanntes bevorzugtes Belegungsrecht beantragen können. Das gilt Wohnform-übergreifend an über 150 Standorten, für den erweiterten Familienkreis – immer wieder.

Dazu mein persönliches Beispiel

Wir wohnen in München. Vor Jahren habe ich eine Wohnung von ERL im Betreuten Wohnen im niederbayerischen Deggendorf gekauft. Bis dato wirkt diese rein als Kapitalanlage in Form von monatlichen Mieteinnahmen auf meinem Konto. Ansonsten habe ich mit der Immobilie keine Arbeit. Vermietung und Verwaltung laufen geräuschlos und unkompliziert über ERL.
Meine Mutter ist bald 90. Noch lebt sie daheim und ist selbständig. Sollte sich das ändern, könnte ich bei ERL eine bedarfsgerechte Immobilie beantragen für meine Mutter. Entweder in ihrer heimischen Umgebung im Landkreis Regen oder in der Nähe von München. Wir könnten den Standort auch wechseln, wenn wir wollten. Und wenn es später jemanden anderen träfe aus meiner Familie, könnten wir erneut Bedarf anmelden. An der Warteschlange vorbei – dank eines bevorzugten Belegungsrechts, das ERL Kunden genießen.
So wird die vorerst reine Kapitalanlage schnell zur wertvollen Vorsorge im Bedarfsfall. Das Risiko, dass jemand aus der Familie im Alter nicht bedarfsgerecht wohnen kann, wird durch so eine Investition quasi auf Null reduziert.
Von der Risiko-Relevanz her würde ich diese Vorsorge für Wohnen im Alter auf die gleiche Stufe heben wie eine Pflegeversicherung. Und die ist ja bekanntlich eine Pflicht-Versicherung.

Mitte 2021 ist Nachhaltigkeit in aller Munde. Greta und Corona haben unser Bewusstsein geschärft. Für mehr Rücksicht auf unsere Umwelt und unsere Mitmenschen. Es vergeht keine Woche, in der nicht Gerichtsurteile oder Gesetzesinitiativen das Thema ein Stück vorantreiben. Das Schlagwort Nachhaltigkeit hat fast alle Parteiprogramme erreicht.  Mit den Wahlen im Herbst wird das Thema noch stärker in unserer Gesellschaft verankert sein. Egal in welcher Regierungskonstellation. Die Politik plant eine Ampel für Nachhaltigkeit. Sie will noch mehr größere Unternehmen in die Pflicht nehmen, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen.

Das steckt in Nachhaltigkeit

In Konzernen wird das Thema Nachhaltigkeit längst von eigenen Abteilungen betreut. Viele mittelständische Unternehmen sind noch nicht so professionell unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit. Sie verkennen möglicherweise:

  • Die Bedeutung des Begriffs: Nachhaltigkeit ist kein Ökosiegel, sondern umfasst
    • ökologische Aspekte wie Ressourcen- oder Umweltmanagement, Energieeffizienz oder CO2 Neutralität
    • soziale Aspekte wie Personal- und Gesundheitsmanagement
    • ökonomische Aspekte wie Risiko- und Qualitätsmanagement
  • Die Dringlichkeit der gesetzlichen Anforderungen: Schon heute haften Geschäftsführer, wenn sie es versäumen, bestimmte Aspekte der Nachhaltigkeit zu fordern und zu fördern.
  • Den Wettbewerbsvorteil: Eine nachhaltige Ausrichtung stärkt die Position eines Unternehmens aus Sicht seiner Stakeholder wie etwa Kunden, Geschäftspartnern oder Investoren.

Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit für ein Umdenken und Umlenken. Manche starten sogar Werbekampagnen für Nachhaltigkeit – wie IKEA, Otto, Sparkassen, HVB etc..

Je begehrter und wichtiger eine Qualifikation ist, desto gefragter ist der Nachweis, wer diese wirklich vorweisen kann. Sonst könnte ja jeder Nachhaltigkeit für sich reklamieren. Greenwashing – also so zu tun, als sei man nachhaltig – ist nicht nur peinlich, sondern auch strafbar. Die beste Lösung ist ein Zertifikat für Nachhaltigkeit.

Schrittweise zum Zertifikat

Von September 2020 bis Juni 2021 habe ich ein mittelständisches Unternehmen begleitet auf dem Weg zum Zertifikat für Nachhaltigkeit. Erster Schritt war, die Führung des Unternehmens zu überzeugen von der Relevanz des Themas für den zukünftigen Erfolg. Nach der Entscheidung durchleuchtete unser Projektteam das Unternehmen nach den Anforderungen eines zeitgemäßen Nachhaltigkeit-Managements. Das lief in Zusammenarbeit mit Spezialisten aus Fachabteilungen. Die Ergebnisse haben wir in einem Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst. Schließlich haben wir eine Auswahl von Mitarbeiter*innen auf das Auditing für das Zertifikat vorbereitet.

Die Prüfung erfolgte durch ein unabhängiges Institut. Man kann sich das vorstellen wie bei TÜV: Das Unternehmen wird durchgecheckt und erhält einen Prüfbericht. Größere Mängel muss man gleich in Angriff nehmen. Für kleinere Beanstandungen hat man mehr Zeit. Aber alles ist in Angriff zu nehmen, um Fahrtüchtigkeit in einer nachhaltigen Welt zu gewährleisten. Nachhaltigkeit sollte für Sie genauso wichtig sein wie Wirtschaftlichkeit. Dann sind Sie auf Kurs.

Nutzen des Zertifikats

Die Führung profitiert davon, dass der Bericht eine Übersicht und Transparenz schafft, wie weit der Reifegrad des Unternehmens in Sachen fortgeschritten ist. Er offenbart auch Nachholbedarf, der nun abgearbeitet werden kann. Auf diese Weise wird das Unternehmen schrittweise nachhaltiger und das bedeutet in konkreten Nutzen gemessen:

  • gestärkte Resilienz vor allem für Krisenzeiten
  • bessere Position bei Vergabe von Aufträgen etwa durch öffentliche Auftraggeber oder von Unternehmen, die Nachhaltigkeit von ihren Geschäftspartnern fordern
  • höhere Attraktivität als Arbeitgeber
  • attraktiveres Ziel für Investoren, die sich selbst immer mehr nachhaltigen Produkten verschreiben
  • zertifizierte Auszeichnung zur Nutzung u.a. für Unternehmenskommunikation und klare Positionierung in einer nachhaltigen Zukunft
  • und vieles mehr…

Wertvoll für alle Unternehmen

Kein Unternehmen bedient alle Anforderungen eines Nachhaltigkeitsmanagements zu 100%. Darum geht es auch nicht. Es geht in erster Linie darum, dass Unternehmen, dessen Führungskräfte und alle Mitarbeiter*innen die Relevanz von Nachhaltigkeit erkennen und sich dem Ziel verschreiben, den Reifegrad des Unternehmens stetig zu verbessern. Jedes Unternehmen wird im Zuge der Untersuchungen einen messbaren Ist-Zustand seines Reifegrades erhalten. Viele Unternehmen werden erstaunt feststellen, wie viele Aspekte der Nachhaltigkeit sie bereits bedienen. Gleichzeitig werden Defizite offenbart, die mit konkreten Maßnahmen ausgeglichen werden können.

Ein geeignetes Bekenntnis wäre also: Ja, wir wollen die Nachhaltigkeit unseres Unternehmens kontinuierlich verbessern, weil diese Qualität für die Zukunft unseres Unternehmens entscheidend ist. Wir stellen dafür Mittel bereit und verfolgen die Ziele konsequent.

Der Mensch (m/w/d) ist ein Nutzentier… und faul, wenn man meinem früheren Englisch-Lehrer Manfred Kleiner glauben will. Worin wir Menschen  keinen Wert erkennen, das machen wir nicht. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die meisten nur mit den Augen rollen, wenn sie zu einem Workshop für Digitalisierung eingeladen werden. Sie klappen die Ohren ein. Nicht bei wenigen baut sich innerer Widerstand auf oder sogar leichte Aggression. Denn wer will schon Prozesse digitalisieren,  Internet 4.0 einführen, papierlos arbeiten, virtuell konferieren, Datenbanken pflegen, Suchmaschinen optimieren oder gar künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz nutzen? Kein Mensch! (außer er verdient unmittelbar Geld mit dem Verkauf dieser Leistungen)

Agenda nach Nutzen

Die meisten Unternehmer aber würden die Ohren spitzen, wenn die Agenda zum Workshop folgende Tagesordnungspunkte umfasste:

  • mit weniger Geld und Personal mehr Kunden in weniger Zeit bedienen.
  • mehr Angebote, Verträge und Rechnungen in weniger Zeit schneller und stabiler abwickeln
  • im Einkauf weltweit alle Angebote im Stil von Check24 jederzeit optimieren
  • die Produktion punktgenau und effizient planen ohne Über- oder Unterkapazitäten
  • Arbeit so organisieren, dass Mitarbeiter zu jeder Zeit an jedem Ort arbeiten können
  • Raum- und Reisekosten sparen und Work-Life Balance fördern
  • Haftungsrisiko für Manager reduzieren
  • lückenlose und transparente Dokumentation aller Geschäftsvorgänge

Das alles sind Aussichten, die mit Hilfe von Digitalisierung Wirklichkeit und somit zu erheblichen Wettbewerbsvorteilen werden können. Sie bringen Nutzen, die eindeutig und klar mit Zahlen zu hinterlegen sind:

  • Kosteneinsparungen
  • Erlös- oder Frequenz-Steigerungen
  • Risiko-Minimierung
  • Produktivitätssteigerung
  • etc.

Mit Hilfe von Digitalisierung verändern wir die Art und Weise, wie wir Aufgaben erledigen und Prozesse bedienen. So werden wir schneller, besser, effizienter, stabiler, sicherer. Diese Verbesserungen lassen sich u.a. mit einem monetären Wert beziffern und liefern damit eine mehrheitsfähige Grundlage für Wertschätzung.

Nutzen schlägt Trägheit

Der Knackpunkt liegt meist in der fehlenden Bereitschaft vieler Menschen, Veränderungen anzuschieben, zu unterstützen und mit zu tragen. Das ist der Hauptgrund dafür, dass unser Land in weiten Teilen stagniert: eine Mischung aus Ignoranz und Trägheit. Diese besiegt man mit einem Nutzen, der größer ist als der Nutzen der Stagnation – und der messbar ist, am liebsten in Euro.

Die gute Nachricht Ende März 2021 ist: Die Bereitschaft zur Veränderung wird stärker. Immer mehr Unternehmer und Mitarbeiter*innen und Menschen erkennen den Nutzen, Dinge anders zu machen, neue Geschäftsfelder zu definieren, neue Kommunikations- und Absatzkanäle zu erschließen…  Die Dämme des Stillstands brechen. Es ist höchste Zeit, schwimmen zu lernen.

Bildnachweis: Gerd Altmann auf Pixabay

Menschen im Homeoffice arbeiten, zumindest zeitweise, von Zuhause aus. In dieser Zeit bleibt ihr Arbeitsplatz im Unternehmen frei. Wenn das immer mehr Mitarbeiter*innen immer öfter machen, bleiben immer mehr Arbeitsplätze immer öfter frei. Dieser Trend beschleunigt sich und dürfte dauerhaft unsere Arbeitswelt prägen. Das legt den Gedanken nahe, nicht mehr für jede/n Mitarbeiter*in einen Arbeitsplatz vorzuhalten, sondern auf ein Desk Sharing Konzept zu wechseln:  Die Mitarbeiter*innen haben keinen festen Arbeitsplatz mehr. Sie teilen sich eine bestimmte Zahl verfügbarer Arbeitsplätze. Die Zahl der Arbeitsplätze wäre auf die anwesenden Nutzer ausgerichtet nach einer Sharing Quote: Werden 70 Arbeitsplätze für 100 Mitarbeiter vorgehalten, entspricht das einer Sharing Quote von 70%.

Vorteile von Desk Sharing

Wenn 100 Mitarbeiter nur 70 Arbeitsplätze brauchen, 1.000 nur 700 oder 10.000 nur 7.000… dann denkt man zu allererst an das viele Geld, das man einsparen kann.

  • Weniger Kosten für Raum, Betrieb und Pflege: Man braucht deutlich weniger Quadratmeter Bürofläche und dafür auch weniger Betriebskosten oder Reinigungsaufwand. Die Nutzung des Raums wird deutlich effizienter.
  • Bessere Kommunikation: Jeden Tag ein neuer Arbeitsplatz bedeutet, dass jeden Tag ein anderer Kollege nebenan oder gegenüber sitzen kann. Das erhöht den informellen Austausch zwischen Mitarbeiter*innen, fördert Verständnis für und Wissen über andere Bereiche,  kurbelt Dynamik und Kreativität an.
  • Desk Sharing  ist ein Beitrag hin zu einer modernen Arbeitswelt mit agilen Teams und kann Hürden wie Hierarchien abbauen: In letzter Konsequenz bewegen sich alle gleichberechtigt im Desk Sharing Pool. So könnte der CEO neben dem Praktikanten sitzen.

Risiken von Desk Sharing

Der eigene Arbeitsplatz genießt in unserer deutschen Arbeitskultur einen hohen Stellenwert bei Mitarbeiter*innen. Daher empfiehlt sich maximale Sensibilität bei allen Maßnahmen, die diesen Wert tangieren. Das trifft ganz besonders auf Desk Sharing zu.

  • Unruhe ist vorprogrammiert: Immer wieder einen neuen Platz suchen, immer wieder Geräte an- und abschließen, den Arbeitsplatz herzurichten, nichts liegen lassen dürfen, keine persönliche Atmosphäre aufbauen zu können, täglich neue Gesichter und neue Gespräche – das ist nicht jedermanns Sache und nicht zu jeder Zeit erwünscht. Das bedeutet für viele Stress und manchen Mitarbeiter*innen wird das schlichtweg zu viel. Ihre Loyalität sinkt. Sie gehen unter oder kündigen.
  • Etablierte Teams leiden: Während neue Verbindungen aufgebaut werden und sich agile Teams leichter finden, leiden die „alten“, etablierten Teams, weil sie eben nicht mehr regelmäßig zusammensitzen. Das nagt an ihrer Produktivität und gefährdet in Summe die gelernte Produktivität des Unternehmens.

Diese Risiken können minimiert werden durch gute Führung und Kommunikation bei der Einführung von Desk Sharing, beispielsweise durch intensive Vorbereitung der Mitarbeiter*innen in Gesprächen oder durch eine Testphase für das Desk Sharing mit Feedback-Möglichkeit der Mitarbeiter*innen, mit klaren Regeln und guten Tools für Transparenz und Organisation (Online Buchung der Arbeitsplätze etc.) sowie stabilen Support.

Die hoch relevante Bewertung des Themas New Work aus psychologischer Sicht unternimmt der Harvard Business Manager im Februar 2021. Der Artikel steht hier als Scan zum Download bereit: Feb 2021_HarvardBM_NewWork 

Welches Desk Sharing Konzept passt?

Die Frage, ob man überhaupt Desk Sharing Konzept einführen soll, lässt sich erst beantworten, wenn man eine Vorstellung davon hat, welches Desk Sharing Konzept sich für ein konkretes Unternehmen anbieten könnte. Also erst das „wie“. Dann das „ob“. Folgende Konzepte stehen zur Auswahl:

Team-internes Desk Sharing

Die Mitarbeiter*innen eines Teams teilen sich die verfügbaren Arbeitsplätze. Das erhält die Team-Identität und ein heimisches Gefühl. Allerdings sind hier Grenzen der Flexibilität und Effizienz schnell erreicht. Und wenn alle Team-Mitglieder mal im Büro sind, muss in andere Teams eingegriffen werden. Das kann zu Unmut führen.

Große Wolken

Die Mitarbeiter*innen einer Zone teilen sich die verfügbaren Arbeitsplätze, beispielsweise eines Flurs oder Gebäudetraktes etc.. Dieses Konzept steht für Effizienz und Flexibilität, aber birgt das Risiko schwindender Team-Identität und unpersönlicher Atmosphäre

Kern- und Randzonen

Jedem Team wird eine Zone mit Kernarbeitsplätzen zugeordnet, die vorher freigegeben werden müssen durch das Team, falls ein anderes Team diese für sich nutzen möchte. Jedes Team hält aber auch eine Zone mit Randarbeitsplätzen, die ungefragt jederzeit von anderen Teams genutzt werden kann. Dieses Konzept versucht die Vorteile von Team- und Wolke-Konzept zu verbinden. Die Zonen und Arbeitsplätze müssen gut markiert sein und die Regeln allen gut erklärt werden.

Zielkonflikte abwägen

Grundsätzlich scheinen Effizienz und Flexibilität einerseits und Team-Identität und Wohlfühl-Atmosphäre andererseits Zielkonflikte zu sein.Welches Desk Sharing Konzept das „richtige“ ist, hängt von der Arbeitskultur, den Zielen, den Prozessen und Arbeitsabläufen des Unternehmens ab.

Umsetzung von Desk Sharing Konzepten

Wenn Sie zum Entschluss kommen, Desk Sharing ließe sich in Ihrem Unternehmen umsetzen, dann können Sie nach folgendem Muster vorgehen.

  • Sharing Quote festlegen: Wichtig ist dabei, dass die Sharing Quote nachvollziehbar ist für alle Mitarbeiter*innen und nicht in den Verdacht von Willkür gerät. Beispielsweise können Sie über einen Zeitraum von 1 Monat messen, wie viele der Arbeitsplätze zu welchen Zeiten besetzt sind. Beispiel: 100 Arbeitsplätze sind über 1 Monat betrachtet zu 70% besetzt. Auf die 70% machen Sie noch einen Sicherheitszuschlag von 10 Prozentpunkten, dann ergäbe das eine Sharing Quote von 80%.
  • Organisation der Arbeitsplätze: Wenn die Mitarbeiter*innen schon in Kauf nehmen, immer wieder neue Arbeitsplätze anzusteuern, dann sollten diese perfekt ausgestattet und bequem handhabbar sein. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:
    • Alle Arbeitsplätze gleich gut ausstatten mit IT, Dockingstations, flexible Telefonanlage, persönliche Headsets etc., damit Mitarbeiter*innen möglichst wenig Zeit und Nerven auf das tägliche Setup verwenden müssen.
    • Ergonomie: Bieten Sie höhenverstellbare Tische und Stühle an – jeder hat andere Maße:)
    • Stauraum für sensible und/oder private Unterlagen: Das können Rollcontainer sein, in denen Mitarbeiter*innen diese Sachen abschließen können. Das ist auch im Hinblick auf Datenschutz hilfreich.
    • Clean Desk Policy etablieren: Klar kommunizieren, wie der Arbeitsplatz zu hinterlassen ist. Frei von Schmutz, Geschirr, persönlichen Dingen auf dem Schreibtisch etc. Definieren Sie das konkret.
    • Klären Sie im Vorfeld alle rechtlichen Anforderungen hinsichtlich Verträgen, Sorgfaltspflichten, Arbeitsstättenverordnung, Hygiene, etc., um den Mitarbeiter*innen auch an dieser Stelle höchste Sorgfalt zu signalisieren – und keine Angriffsflächen zu bieten.
  • Kommunikation: Kommunizieren Sie von Anfang an deutlich und eng mit Ihren Mitarbeiter*innen. Sagen Sie, was Sie von Ihrem Desk Sharing Konzept erwarten. Holen Sie die Meinung Ihrer Mitarbeiter*innen ein im Rahmen einer Testphase und justieren Sie dann das Konzept behutsam an die Realität Ihres Unternehmens an. Diese Justierungen können die Sharing Quote betreffen oder organisatorischen Dinge am Arbeitsplatz. Vielleicht ändern Sie auch das Konzept nochmal im Laufe der Einführung. Sorgen Sie dafür, dass alle mitmachen und gehen Sie mit bestem Beispiel voran.

#desksharing #desksharingkonzept #desksharingeinführen

Bildnachweis: Bild von louisehoffmann83 auf Pixabay

Der erste Lockdown erwischte die meisten Unternehmen auf dem falschen Fuß – auch beim Thema Homeoffice. Die einen kauften schnell noch Laptops und Drucker für die Heimarbeitsplätze ihrer Mitarbeiter*innen. Die anderen taten es der Bundesregierung gleich und fuhren den ganzen Betrieb auf Homeoffice Modus: Alle sollten von zuhause arbeiten – bis auf systemrelevante Mitarbeiter*innen. Von Regeln oder gar einem Konzept für Homeoffice sind viele bis heute meilenweit entfernt.

Concept follows Chaos

Die meisten Unternehmen nutzten den Sommer für eine Vorbereitung auf den nächsten Lockdown genauso wie die Gesundheitsämter Deutschlands: nämlich kaum bis gar nicht. Einziger Vorteil beim zweiten Lockdown war, dass die Infrastruktur schon stand und man erste Erfahrungen mit Homeoffice hinter sich hatte.

Dafür verschärften sich die Bedingungen in Form hoher Infektionszahlen, neuer Virus Mutationen etc.. Wir haben das alle miterlebt. Heute ist der Trend nach gesetzlichen Regelungen für Homeoffice unübersehbar. Es lohnt sich also, gewappnet zu sein: mit einem guten Konzept und klaren Regeln für Homeoffice im eigenen Unternehmen.

Bevor es an die Umsetzung geht, sollten Unternehmer und Führungskräfte ihre Perspektive auf das Thema Homeoffice justieren. In vielen Unternehmen, gerade in kleinen und mittelständischen mit Inhaber-geprägter Kultur, wird Homeoffice noch als lästiges Zwischenphänomen verstanden und weniger als Chance auf eine neue Form der Arbeitsorganisation.

Homeoffice-Test für Führungskräfte

Für Ihren persönlichen Homeoffice Test versuchen Sie bitte ehrlich für sich selbst zu prüfen, inwieweit Sie den folgenden Statements zustimmen (0=gar nicht bis 5=voll und ganz).

  • Dauerhaft, nicht vorübergehend: Homeoffice bleibt keine Sonderlösung für die Pandemie-Zeit, sondern wird u.a. über Gesetze und Gebote dauerhaft in unserer arbeitenden Gesellschaft verankert.
  • Vertrauen hilft: Natürlich ist es etwas anderes, Mitarbeiter um sich zu haben und allein durch Sichtkontakt ein Gefühl der Kontrolle oder der Effizienz zu haben. Aber die Wahrheit ist, dass Unternehmen mit Homeoffice keine Leistungsfähigkeit einbüßen. Unternehmen können auf ihre Mitarbeiter*innen auch im Homeoffice vertrauen.
  • Führung statt Anordnung: Auf Distanz ist mehr Führung gefordert. Führung ist die Aufgabe und Kompetenz , die viele Führungskräfte im Büroalltag oft vernachlässigen. Homeoffice braucht enge Führung mit Dialog, mit Zielen, Aufgaben und Kontrollen. Dafür brauchen Führungskräfte u.a. Zeit und Ausdauer, um ihre Unternehmen und alle Mitarbeiter*innen in diese neue Ära zu führen.
  • Kommunikation, nicht Information: Homeoffice betrifft nicht nur die Aufbauorganisation, etwa den Kraftakt, Arbeitsplätze an verschiedenen Orten miteinander zu vernetzen. Homeoffice verändert vor allem den täglichen Ablauf der Arbeit. Wenn Menschen nicht mehr beieinander sitzen, brauchen sie andere Wege, Kanäle, Treffpunkte, Anlässe und Motivationen, um über Distanz zu kommunizieren und so den Weg zu einem gemeinsamen Ziel zu gehen.
  • Zentral statt nebenbei: Ein Unternehmen, egal welcher Größe oder Branche, auf eine neue Arbeitsumgebung mit Homeoffice umzustellen, ist eine Aufgabe, die Ressourcen, Rückendeckung und Durchhaltevermögen der Führungskräfte beansprucht. Das geht nicht so nebenbei und schon gar nicht von allein und erst recht nicht mehr „ohne“.
  • Zukunft und Chance: Kurzfristig kann Homeoffice dabei helfen, dass Ihr Unternehmen möglichst ungeschoren durch die Pandemie kommt. Auf lange Sicht kann Ihr Unternehmen flexibler, attraktiver oder effizienter werden:
    • Arbeitsbeginn und -ende brauchen keine „Anreise“ mehr, Teilzeitkontingente können besser genutzt werden, Belastungsspitzen und -täler können besser austariert werden.
    • Homeoffice erweitert den Arbeitsmarkt: Ihr Recruiting ist nicht mehr beschränkt auf Ihre Region. Ihr Unternehmen wird auch für Arbeitskräfte in weiterer Entfernung relevant.
    • Homeoffice bedeutet einen hohen Nutzen für viele Mitarbeiter. Vor allem beim Nachwuchs und jüngeren Mitarbeitern können (und müssen) Sie damit punkten.
    • Mehr Mitarbeiter*innen können mit weniger Büroarbeitsplätzen bedient werden. Das spart Kosten für Raum und Betrieb – die Sie in Zukunftsfelder wie Digitalisierung oder Gesundheit der Mitarbeiter investieren können.
    • Und nebenbei werden Sie besser vorbereitet für eine nächste Pandemie.

Wenn Ihre Haltung überwiegend im Sinne dieser Statements liegt, dann könnten Sie bereit sein für die Erarbeitung und Umsetzung von Homeoffice Konzept und Regeln.

Lesen Sie auch diesen Beitrag im Harvard Business Manager vom Februar 2021. Der gibt Ihnen u.a. wertvolle Hinweise darauf, ob die Kultur Ihres Unternehmens bereit ist für neue Formen der Arbeitsorganisation. Ein Scan des Artikels steht hier zum Download bereit: Feb 2021_HarvardBM_NewWork

Homeoffice Regeln erarbeiten und umsetzen

Je nach Unternehmensgröße und Branche können Dringlichkeit, Umfang sowie Art und Weise der Etablierung von Homeoffice variieren. Daher werden Ihnen in der Folge Themenfelder beleuchtet, die von Homeoffice berührt sind – wie Führung, Kommunikation, Qualitätskontrolle, Zeitmanagement, IT und Support… Ihre Antworten auf diese Fragen liefern die Bausteine für das Homeoffice Konzept Ihres Unternehmens.

Organisation

  1. Welche Arbeitsplätze kommen grundsätzlich für Homeoffice in Frage und welche nicht? Festgemacht an sachlichen Kriterien, um Verständnis durch Transparenz zu fördern und um Neid und Spekulationen vorzubeugen. Sachliche Argumente können auch sein, dass eine Mitarbeiter*in keine Möglichkeit hat für Homeoffice.
  2. Was ist die Mindestbesetzung, die Ideal-Besetzung und die Maximal-Besetzung pro Flur, Abteilung, Büro…? Sachliche Ausrichtung der Entscheidung auf Ziele des Unternehmens bzw. des Unternehmensbereichs oder der Abteilung.
  3. Wie wird die Besetzung geregelt nach Homeoffice oder Präsenz? Auf Abteilungsebene oder Team-Ebene oder Büro-Ebene? Und wer ist dafür verantwortlich?
  4. Wie ist dies einsehbar und planbar? Login, Reservierung von Arbeitsplatz…
  5. Welche Arbeitszeiten gelten im Homeoffice? Und welche Abwesenheitsregeln?
  6. Wie werden interne Meetings organisiert? Mit welchem Vorlauf, auf welchem Kanal mit welchem Verteiler? Wer ist verantwortlich, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit mit Agenda und Vorbereitung am virtuellen Tisch sitzen mit einwandfreier Technik und stabiler Verbindung?
  7. Wie werden externe Meetings organisiert? siehe oben… Wer ist verantwortlich, dass Kunde/Partner eine perfekte User-Experience hat in Sachen Technik, Verbindung und Vorbereitung und Umsetzung?
  8. Welche zentralen Stellen und Services im Unternehmen sind wie besetzt? Poststelle, Empfang, Restaurant, Hausmeister, Unternehmenskommunikation etc.
  9. Wie ist die Anwesenheit der Führungskräfte geregelt? Wie sind die Führungskräfte außerhalb der regulären Bürozeiten erreichbar? Wo ist dies einsehbar?
  10. Wie werden Fortbildungsangebot umverteilt? Wer achtet darauf, dass gute Angebote bei den Mitarbeiter*innen ankommen?

IT

  1. Welche Genehmigung muss in welcher Form vorliegen für die Einrichtung eines Heimarbeitsplatzes? inkl. Drucker, Telefon, Laptop/Tablet etc.
  2. Wie sind die Heimarbeitsplätze standardmäßig ausgerüstet mit Hard- und Software?
  3. Welche Internet-Anbindung und Telefon-Anbindung ist notwendig?
  4. Wie erfolgen Sicherheitsprüfung und Authentifizierung?
  5. Wo und wie sind Zugriffsrechte geregelt auf Server, Ordner etc.?
  6. Welcher Support wird angeboten: Fehleranalyse, Update, Reset, (Ent-)Sperrung, Sprechstunden, Ticketsystem….

Mehr dazu hier: ADLON_Vorlage_ISMS-Richtlinie_zur_Homeoffice_Arbeit

Führung und Kommunikation

  1. Welche Ziele, Aufgaben, Termine und Kennzahlen (KPI) sind in welcher Form an die Mitarbeiter*innen kommuniziert, die (zeitweise) im Homeoffice arbeiten?
  2. Wie regelmäßig werden Arbeitsfortschritt, Zielerreichung, nächste Schritt und KPI, Hürden oder Wünsche besprochen? Bsp.: tägliche/wöchentliche Videokonferenz mit Reporting gemäß Zielvorgaben.
  3. Wie werden News und Informationen umverteilt?  Auf welchen Kanälen werden welche Information verbreitet? Ticker, Newsletter, Wöchentliche Mail zum Freitag, Protokolle aus Meetings, Intranet, persönliche Videos aus dem Homeoffice, Meldungen zum Fortschritt bei Projekten…?
  4. Wer ist verantwortlich, dass Kommunikation zeitnah und in geeigneter Form erledigt wird und die richtigen Mitarbeiter*innen erreicht?
  5. Welche Anlässe und Formate gibt es, um das soziale, informelle Leben im Unternehmen zu fördern? Online-Lunches zu zweit, After-Work Bier am Küchentisch, Online-Grüße zu Hochzeit, Geburtstag, Firmenjubiläum etc.? Wer ist verantwortlich und behält die Termine im Auge?

Rechtliche Aspekte

Die rechtlichen Aspekte zum Thema Homeoffice sind nicht unerheblich. Eine aktuelle Bewertung der Rechtslage finden Sie auf der Webseite der Kanzlei Dr. Kittl & Partner hinterlegt. Den Beitrag dazu erreichen Sie über diesen Link.

Grundsätzlich wichtig ist bei der Definition von Regeln, dass diese sachlich nachvollziehbar, schlüssig, fair und konform mit den Unternehmenszielen sind. Transparenz, Stabilität und Verlässlichkeit bei Homeoffice Regeln sind entscheidend für deren Attraktivität und Akzeptanz auf Seiten der Mitarbeiter*innen, von Bewerber*innen sowie Gesellschafter*innen und Führungskräften.

 

#homeofficegesetz #homeofficeregeln #homeofficekonzept #homeofficepolicy

Bildnachweis: Bild von Vinzent Weinbeer auf pixabay.com

16. Dezember 2020. Es beginnt der zweite harte Lockdown in Deutschland. Die meisten Läden müssen geschlossen bleiben – bis auf Lebensmittelhandel, Drogerien, Apotheken oder Optiker. Gleichzeitig kreuzen immer mehr Kleintransporter von DHL, Hermes und UPS durch die Straßen und verteilen Millionen von Päckchen – jeden Tag. Die Pandemie schneidet dem ohnehin angezählten Einzelhandel die Luft ab und ist gleichzeitig neuer Wind in die Segel von Amazon, Zalando & Co.

In manchen Läden hängen Zettel aus: „Kauft nicht bei Amazon“. Auf Facebook kursieren Posts wie: „Ich kaufe lokal“. In Zeitungsinterviews malen Händler Drohkulissen zu ihrem bevorstehenden Konkurs. Und wir Konsumenten shoppen weiterhin online. Immer öfter, immer mehr. Gnadenlos und ohne Rücksicht auf die nostalgische Tradition von Tante-Emma-Läden oder Inhaber-geführten Geschäften auf den Marktplätzen unserer schmucken Kleinstädte.

Das Gefühl will lokal. Der Verstand geht online.

Seit ein paar Jahren pendele ich zwischen der Großstadt München (wo wir wohnen), den Kleinstädten Deggendorf und Plattling (wo ich die Hälfte der Woche arbeite und wohne) und dem Dorf March (wo meine Mama wohnt). Das beschert mir regelmäßig drei verschiedene Einkaufs-Erlebnisse.

  • München: Alles ist zu Fuß erreichbar und verfügbar. In 10 Minuten sind wir am Ostbahnhof, in 20 Minuten am Marienplatz. Ein Auto brauchen wir nur zum Getränke holen. Wir bauen unser eigenes Gemüse an, gleich hinterm Tennisplatz. Wir kaufen wenig online. Ich selten, meine Frau regelmäßiger und vor allem bei Tennis Point…
  • Plattling und Deggendorf: Dort gehen wir zu Drogerien, Discountern oder zum Großmarkt Globus und kaufen nur Lebensmittel und Haushaltswaren; manchmal fahren wir zum Lagerhaus oder zum Bauern für Kartoffeln, Obst und Gemüse; Sonstige Dinge kaufen wir nie, weil das Angebot (Kleidung etc.) einfach zu wenig attraktiv ist. Zum Zeitvertreib kauf ich ab und an ein Buch im Buchladen.
  • March: Dort nehme ich Fleisch und Wurst aus der Metzgerei meiner Verwandtschaft mit und ab und an einen Laib Bauernbrot direkt vom Bauern. Ach ja, und ich lade einen Kasten vom heimischen Bier ein für den Münchner Haushalt (obwohl es die Biermarke auch in der Stadt gäbe). Ist das lokal einkaufen?

Mit unserem Einkaufsverhalten stehen wir nicht allein. Es wird schnell sichtbar, wer sich als Verlierer fühlen darf im aktuellen Wandel im Handel: kleine bis mittlere Geschäfte vor allem in kleineren Städten. Das gilt nicht nur in meiner niederbayerischen Heimat, sondern in ganz Deutschland und in der restlichen westlichen Welt.

Die vielen älteren Bürger der kleineren Städte wünschen sich, dass ihre Innenstädte so belebt bleiben, wie sie das in ihrer Jugend kannten. Doch die Einzelhandelsstruktur ist nur ein Spiegel der Bedürfnisse der Bürger. Und die brauchen heute vor allem Apotheken, Optiker, Hörgeräte-Läden, Drogerie-Märkte und ein paar Banken. Dazu gesellen sich Discounter und Supermärkte am Stadtrand – mit Tankstelle. Entsprechend sehen die kleinen und mittleren Städte heute aus.

  • Junge Menschen wandern ab oder kaufen vermehrt online – weil sie es nie anders gelernt haben.
  • Die mittleren Generationen propagieren zwar Unterstützung für den lokalen Handel, aber wenn es Spitz auf Knopf geht – die Zeit knapp wird oder man genau das eine Ding will, das nicht im lokalen Handel liegt – weichen auch sie immer öfter aus auf online Shopping. Lokale Verbundenheit findet ihre Grenzen immer öfter immer schneller.
  • Die älteren Mitbürger stellen zwar die Mehrheit und auch die größte Kaufkraft. Aber erstens sind ihre Bedürfnisse im Alter anders gelagert und zweitens haben viele Einzelhändler das Potential dieser Zielgruppe noch nicht entdeckt. Sie umwerben lieber jüngere Leute und die… —> siehe oben.

Ergeben wir uns diesem Schicksal oder gibt es vielleicht doch eine Zukunft für kleinere Geschäfte auch in kleineren Städten?

Sortiert euch neu 

Wir klagen oft über Dinge, die wir nicht verändern können: etwa Globalisierung oder Digitalisierung. Ja, es ist heute völlig normal, dass ich an jedem Ort dieser Welt jedes Produkte dieser Welt bestellen kann. Und dagegen sieht der kleine Händler in der kleinen Stadt verloren aus.

Wir dürfen aber nicht übersehen, dass es eine Reihe weiterer Trends gibt, die unser Konsumverhalten prägen und die möglicherweise gute Hebel bergen für Einzelhändler und für die Gestaltung ihrer Zukunft. Auf diese Trends können sie bauen:

  1. Immer mehr Menschen wohnen in großen Städten – und wollen mit gutem Service bedient werden.
  2. Wir ticken immer stärker „bio“ und „öko“ – und damit werden Argumente wie Nachhaltigkeit und Regionalität immer wichtiger.
  3. Der Anteil der älteren Menschen steigt – und damit verschieben sich Bedürfnisse und Zielgruppen.
  4. Wir sind immer öfter online – und erwarten, dass auch die Produkte und Händler online präsent sind.
  5. Wir definieren uns neu – und streben mit Werten und Lebensziel nach einem Wir-Gefühl, in dem jeder Einzelne seinen eigenen Weg findet. So wie individuelle Spieler, die sich zu einer guten Mannschaft formen wollen.

Ehrliches Selbstbild ist Basis einer Neuausrichtung

Diese Trends wirken miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Jeder Händler könnte sich auf einem Zettel aufschreiben, welche Stärken er momentan hat und wie er diese nutzen kann oder abwandeln sollte, um in dieser neuen Welt erfolgreich zu sein.

Welche Trümpfe hat der lokale Einzelhandel gegenüber globalen Online Händlern?

  • Lange, persönliche Kundenbeziehungen –> schaffen Vertrauen
  • Lange, persönliche Kundenbeziehungen –> schaffen Kenntnisse und Insights zu Bedürfnissen und Vorlieben der Kunden
  • Vor-Ort-Präsenz –> schafft Möglichkeit zum Probieren, Testen
  • Vor-Ort-Präsenz –> schafft Chancen für Einkaufserlebnisse (Service, Deko, Catering, Entertainment…)
  • Lokale Geschäfte können jederzeit ihre Aktivitäten online ausbauen und damit ihre Märkte, Vertriebskanäle und Services erweitern.

Vorsicht: Oft sprechen sich lokale Händler Eigenschaften zu, die sie zwar angesichts ihrer Funktion als Händler haben sollten – von denen sie aber in Wahrheit Lichtjahre entfernt sind. Ein Beispiel: Gerne werben lokale Händler mit kompetenter Beratung und freundlichem Service, weil man das von einem Händler erwarten darf. Und wie oft trifft es in der Realität zu?

Das ist so, als würde Schalke 04 sagen: Wir sind eine Fußballmannschaft und wir haben eine Offensive, die Tore schießt. Ja, möchte man meinen. Ist aber leider nicht der Fall.

Auf einen Zettel eine Landkare zum eigenen Geschäft malen

Das kann jeder. Das braucht keinen Computer, keine Programmierkenntnisse, kein Geld. Nur etwas Zeit und Konzentration – und Interesse für die Zukunft des eigenen Betriebs. In der Folge habe ich eine „Landkarte“ eines Betriebs aufbereitet. Es handelt sich um ein Modell ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die gestrichelten Linien deuten an, wie die einzelnen Bereiche miteinander verbunden sind.

Das Vorgehen ist anwendbar auf jede Größe und Art von Unternehmen in jeder Branche. Inhaber oder Geschäftsführer können so eine „Landkarte“ für ihren Betrieb wahrscheinlich in wenigen Minuten aufzeichnen. Es führt einem das gesamte Geschäft regelgerecht vor Augen. Schwachstellen, Stärken und Chancen im digitalen und demografischen Wandel werden zügig sichtbar. Außer man verschließt die Augen davor und macht so weiter wie bisher. Dafür kann man Amazon nicht verantwortlich machen.

#digitalage #lokaleinkaufen #lokalstattamazon #demografischerWandel #digitalerWandel

Krisen bergen Chancen. Aber nicht für alle. Manche gehören zu den Verlierern, auch wenn sie das in der Öffentlichkeit verständlicher Weise anders darzustellen versuchen. Allen voran die klassischen Medien. So tönten Verlage, dass die Corona Krise die Leute wieder mehr lesen ließe. Die Sender freuten sich auf Zeiten, in denen wieder mehr TV geschaut würde. Radio wäre im heimischen Gefängnis der Entertainer schlechthin. Nur für Out-Of-Home Medien fiel keinem eine gute Gewinner-Story ein – angesichts himmelschreiend leerer Straßen und Fußgängerzonen. Kino wirkt rat- und hoffnungslos (wobei mit guter Maske nichts gegen Kino- und Theaterbesuche spräche).

Die Wahrheit ist: Die Zeiten waren schon vor Corona für traditionelle Medien nicht besonders rosig. Der Lockdown Ende März 2020 kam dann wie eine Prügelattacke in die Magengrube der schwächelnden Medien. Folgende Wirkungstreffer waren zu verzeichnen:

PRINT:

  • Das Lesepublikum ist eher 50plus und damit Risiko-Zielgruppe in der Pandemie. Diese Altersgruppe zeigte sich wenig bis gar nicht mehr in der Öffentlichkeit.
  • Krisenzeiten bedeutet für viele: Geld zusammenhalten. Investitionen in Abos gehören nicht zur Existenzsicherung. Wenn kein Kiosk offen hat und keine Menschen unterwegs sind, gräbt das den Zeitschriften den Vertriebsweg ab. Wenn keine Flugzeuge fliegen, braucht man auch keine Bordexemplare.
  • In Zeiten stündlicher Infektionszahlen-Updates spürt man erst recht, um wie viel zu langsam Print als Medium ist.
  • Die Werbekunden stornierten. Ganze Branchen wie Tourismus oder Automobile brachen komplett ein. Der Umsatz sackte nochmal zwei Etagen tiefer als im Vorjahr.

TV:

  • Die Berichterstattung im TV machte deutlich, dass den Privat-Sendern kaum Nachrichten-Expertise zugetraut wird. Corona ist ein Fall der öffentlich rechtlichen Sender.
  • Die Storni der Werbebranche führten zu 50% Umsatzverlust im zweiten Quartal. Und ich bin sicher, wenn man Gegengeschäfte und Beteiligungen herausrechnet, wird der Rückgang noch drastischer.
  • Wichtige Quotenbringer wie Fussball oder Promis finden nicht mehr statt.
  • Gewinner in der Welt des Bewegtbilds sind die Streaming Dienste wie Amazon Prime oder Netflix.

RADIO:

  • Ein Großteil der Reichweite wird morgens und abends mit Berufstätigen am Frühstückstisch oder im Auto erzielt. Die großen Radiostationen spüren den Homeoffice Effekt und verlieren fast alle sehr deutlich an Reichweite.

ONLINE:

  • Die Reichweiten vieler Seiten stiegen in den Monaten der Pandemie. Manche Publisher jazzten jede einzelne Infektion hoch, um sie zu Ad Impressions zu wandeln. Dieses steigende Angebot von Werbeflächen trifft auf sinkende Nachfrage seitens der Werbungtreibenden. Ergebnis: Preise und Erlöse fallen drastisch. Die ganze schöne Reichweite ist kaum mehr zu versilbern.

Wir sind mitten im Wandel der Medien

Die Branche hat versucht, die reale Entwicklung so lange und so gut wie möglich zu kaschieren. Nun stellt sich im Herbst 2020 unübersehbare Ernüchterung ein. Umsatz und Gewinn bei RTL und ProSiebenSat1 erleben Einbrüche. Ströer rutscht in die roten Zahlen. Die Verlage verlieren deutlich an Auflagen- und Werbeerlösen. Aber das ist noch lange nicht das Ende der Rechnung. Der Wandel wird sich verschärfen. Diese Auswirkungen wird Corona auf die Welt der Medien haben:

  • Immer mehr Printmarken werden aufgegeben. Ganze Verlage werden übernommen oder Insolvenz anmelden. Die, die weiter machen, werden erhebliche Einschnitte vornehmen in ihrem Portfolio und ihrer Mitarbeiterzahl.
  • Die Werbeerlöse in Print werden weiter sinken. Die Payrate, also was netto vom Brutto-Anzeigenerlös bleibt, vegetiert mittlerweile unter 20%.
  • Immer mehr Publisher werden Paid Content forcieren. Erfolgreich werden die sein, die gute Usability mit glaubwürdigen Inhalten und unabhängigen Journalismus verbinden. Neue Formate der Sorte Gabor Steingarts Morning Briefing und gute, leicht zugängliche und konsumierbare journalistische Angebote. Beispielsweise für Leute, die mit iPay per Doppelklick einen Artikel für 50 Cent kaufen.
  • Quoten und damit Werbeerlöse der privaten TV-Anstalten werden dauerhaft sinken. Die Nachrichten-Kompetenz verlieren Sie an die öffentlich-rechtlichen Sender (noch für 30 Jahre) oder Podcasts. Die Entertainment Kompetenz übernehmen außerdem die Streaming Dienste. Für die Privat-Sender bleibt eine Rolle für arg beschnittenes Unterschichten-TV.
  • Die meisten werbefinanzierten Online Medien werden andere Erlösquellen oder Finanzierungsmodelle suchen und deutlich schlanker werden. Allein über die Kombination aus Reichweite x TKP lässt sich keine Plattform mehr finanzieren.
  • Die mediale Macht und Meinungsführerschaft wird immer weiter atomisiert auf Kleinst-Anbieter und Influencer, die Millionen von Followern erreichen. Die Social Media Welt wird um weitere Plattformen wachsen und immer diversifizierter werden – Es war ja auch normal für uns, mehrere Hundert Titel am Kiosk zu finden oder Hunderte von Sendern auf der Fernbedienung.
  • Dadurch ändert sich auch die Landschaft der Zulieferer. Die neue Medienbranche braucht weniger Agenturen. Viele PR- und Kreativ-Agenturen erfahren einen Erdrutsch in der Auftragslage. Die Leistungen werden neu definiert und von neuen Playern übernommen.

Diese Phase der Veränderung wird hart und zäh bleiben. Nach Überwindung des Corona-Tiefs wird eine neue Medienlandschaft viel mehr Dynamik und Umsätze ausweisen als die Welt, die wir davor kannten. Jedes Unternehmen, jeder Betrieb kann aktiv seine Werbung und Kommunikation in die Hand nehmen. Das wäre auch schon vor Corona möglich gewesen. Aber da gab es noch viele Wandel-Verweigerer oder Schläfer.

Abwärts wie in einer Lawine

Je mehr Werbungtreibende in die Neuzeit rollen, desto schneller und gewaltiger verläuft der Wandel für die Medien während Corona: Neue Plattformen, neue Formate, neuen Mediennutzung, neue Geschäftsfelder, neue Produkte, neue Marken, neue Werte, neue Zahlungsmöglichkeiten…. Und je mehr das Neue sichtbar und erfolgreich sein wird, desto schneller wird die alte Welt verschüttet.

Google umwirbt in einem Spot im Herbst 2020 Einzelhändler und will ihnen helfen, mit digitalen Mitteln die Krise zu überwinden: beispielsweise eine Webseite aufzubauen mit guter Sichtbarkeit im Netz. Dieses breite Angebot von Google unterstreicht, dass die Zukunft auch für kleinste Händler in entlegensten Winkeln anbricht. Und diese Zukunft ist digital.

Agieren statt reagieren

Seien Sie bei den Gewinnern und werden Sie bereit für die Boom-Zeit ab 2022. Machen Sie sich jetzt fit für die neue Normalität der Medienwelt. Hören Sie auf, darüber zu jammern, dass die Welt immer digitaler wird. Entdecken Sie diese neue Welt mit all ihren Stärken und lernen Sie, mit den Risiken umzugehen und diese zu kontrollieren.

Sie brauchen das Internet. Das Internet braucht Sie nicht.

#digitalage #coronamediennutzung

November 2020: Gerade komm ich vom Friseur und habe wieder mal einen dieser Corona-Meldezettel ausgefüllt mit Namen, Telefonnummer und Besuchszeit. Das machte ich dieses Jahr oft in Biergärten, in Restaurants, vorm Fußball- oder Tennis-Training, bei Grenzkontrollen, in Hotels oder immer wenn wir meine Schwiegermutter aus dem Pflegeheim holten. So wie mir erging es sehr vielen Deutschen seit Beginn des ersten Lockdowns. Der erwischte uns im März 2020 völlig unvorbereitet. Erst mit der Zeit gab es Masken. Davor stritt man sich über den Wirkungsbeitrag von Masken, um zu vertuschen, dass wir nicht ausreichend Masken hatten. Wir begannen, schön langsam eine wacklige Infrastruktur für Tests und Messungen aufzubauen.

Seitdem erfassen Gesundheitsämter – per Zettel oder Excel – Daten von Infektionen und melden sie jeden Tag. Nur sonntags läuft es noch unrund, weil Gesundheitsämter auch in Pandemie Zeiten am Sonntag geschlossen bleiben. Bislang wurden, Stand Ende November 2020, rund 30 Millionen Tests durchgeführt. Unsere deutsche Corona-App war bald nach dem ersten Lockdown verfügbar. Ja, wir hätten eigentlich alles: Tests, Messinstrument und Daten.

Allerdings bleiben Datenerhebung und Management von Daten in unserem Land eine freiwillige Sache. Die einen machen mit. Die anderen kümmert es nicht. Da verhalten sich Bürger genauso wie ihre Landräte und Gesundheitsämter. Ranga Yogeshwar umschreibt das bei Maybrit Illner Ende November so: „Dass wir immer noch Zettel ausfüllen, wenn wir ins Restaurant gehen, ist im Zeitalter der Digitalisierung unendlich träge. Das ist, wie wenn man den Rasen mähen würde und dazu eine Nagelschere nutzt!“

Diese Haltung zieht sich durch alle Ebenen und Bereiche

  • Download der App? Freiwillig
  • Homeoffice Regelung? Freiwillig
  • Quarantäne? Mehr oder weniger freiwillig
  • Impfen? Freiwillig
  • Anwendung digitaler Tools in Gesundheitsämtern? Freiwillig
  • Skisaison abblasen? Nicht freiwillig!

Südkoreas Strategie hält unserer zögerlichen Haltung den Spiegel vor. Die Koreaner verfolgen konsequent die einfache Kombination aus Test, Trace, Treat. Wie gesagt: das Rohmaterial hätten wir.

  • TEST: Über 30 Millionen Test Daten und Test-Zentren zur Erhebung weiterer Daten
  • TRACE: Die Corona App und QR Codes könnten wir aufrüsten für die Rückverfolgung der Daten und zur Identifikation der Infektionsketten
  • TREAT: Die vorrangige und unmittelbare Behandlung der Betroffenen und der Hochrisiko-Zielgruppen. Und auch die strenge Kontrolle der Betroffenen. Was aber alles besser ist als ein Lockdown für alle.

Was uns im Vergleich zu Südkorea allerdings fehlt, ist der Zusammenhalt der Gesellschaft, der Respekt und die Rücksicht aller auf das Leben der anderen. Was wir als demokratische Freiheit der Rede und Meinungsäußerung reklamieren, wird von vielen Querdenkern&Co einfach missbraucht und ist nichts anderes als Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Mehr dazu im Podcast „Vorbild Südkorea“ ab Minute 4:50.

Das tägliche Spiel mit der Angst

Anstatt ein professionelles, datenbasiertes Management für die Kontrolle der Pandemie zu etablieren, spielen wir lieber Roulette und zittern jeden Morgen vor den neusten Zahlen vom RKI. Höher oder niedriger? Gewonnen oder verloren? Infektionszahlen und Inzidenzwerte mauserten sich zur täglichen Wasserstandsmeldung für unser Angst-Niveau. Auf pnp.de, der Online Ausgabe der Passauer Neuen Presse, schimmerte mitunter etwas Wettbewerbscharakter durch, als die Platzierungen der Landkreise Passau, Rottal-Inn oder Freyung im bundesweiten Ranking bekannt gegeben wurden. „Wir ham fei jetzt scho über 400“, höre ich die Worte eines Kollegen in meinen Ohren nachklingen. Erding? 430! Passau? 520! Fast wie beim Auto-Quartett.

Zur Tagesschau betreten Merkel, Söder, Laschet, Helge Braun oder Olaf Scholz die mediale Bühne und verkünden mit getragener Stimme die Zahlen. Sie beschwichtigen ihr Volk wie ehedem die Medizinmänner ihren Indianerstamm: Bitte durchhalten, damit wir ein schönes Weihnachten haben können. Sogar meine Mutter mit ihren 88 Jahren fragt: „Sind die eigentlich noch ganz dicht? Sollen wir uns erst abschotten, um dann Weihnachten unsere Gesundheit wieder aufs Spiel zu setzen?“

Reaktionen wie die meiner Mutter sind Zeichen dafür, dass Disziplin und Gehorsam der Deutschen bald ausgereizt sein werden. Und zwar nicht deswegen, weil die wirtschaftlichen Belastungen zu groß werden. Natürlich sind manche Branchen und Betrieben heftig betroffen. Und natürlich müssen wir dort als Staat helfen. Unser Mittel: Wir drucken und verteilen Geld mit der Gießkanne. Die viel bessere und wirksamere Hilfe läge darin, Wissen über Infektionsherde und -ketten aufzubauen, um so gezielt und nachvollziehbar Einschränkungen zu verfügen – anstatt ganze Länder, Landkreise und Branchen in den Lockdown zu schicken.

Die pauschalen Verfügungen, die eher auf Meinungen als auf Wissen bauen, steigern den Unmut täglich. Immer mehr Menschen gewinnen den Eindruck, die Regierung habe keine adäquaten Mittel gegen die Pandemie. Die Politik präsentiert sich ohne Matchplan und ohne Strategie. Die Verantwortlichen verlieren sich in ständig neuen und von Land zu Land wechselnden Regeln zur Eindämmung der Pandemie. „Wie lauten die aktuell gültigen Corona-Regeln in Ihrem Bundesland?“, wäre eine knifflige Millionen-Frage bei Günther Jauch.

Sehnsucht nach klaren Regeln

Wir sammeln und verwerten weiterhin keine Daten, bauen kein digitales Wissen auf und verzichten so auf Auswertungen für ein gezieltes Vorgehen gegen Corona. Wir müssen uns weiterhin auf zusammengeträufelte Zahlen aus den Gesundheitsämtern verlassen, die den Sommer nicht genutzt haben, um ihre digitale Leistungsfähigkeit aufzupäppeln. Meist weil die, die am Ruder sind, keine Lust haben auf Veränderung. Ein Trump hätte die Zählungen unserer Gesundheitsämter längst angefochten und sicher gewonnen.

Diese Weichheit und Unsicherheit lösen Frust und Empörung aus bei Händlern, Gastronomen, Kulturschaffenden und bei Normalbürgern. Haben wir den ersten Lockdown noch brav mitgetragen, erkennen wir nun immer öfter die Rezeptlosigkeit der Politik. Zu allem Überfluss bereitet diese schwammige Haltung den Boden für Verschwörungsideologen und Aluhutträger. Wenn die Argumentationslinie wacklig ist, wird man für Nörgler und Motzer leicht angreifbar.

Die Politik verkennt die Sehnsüchte und Bedürfnisse der Menschen. Ja, Weihnachten, wie viele Deutschen es kennen und lieben, ist in Gefahr. Aber wir könnten auf dieses Weihnachten genauso verzichten wie auf ein Oktoberfest, den Sommerurlaub oder das Geburtstagsfest. Die Menschen sehnen sich nach probaten Mitteln, nach klaren Ansagen und Verbindlichkeit für alle, nach gezielten Maßnahmen – und nicht nach Sippenhaft wie bei einem Lockdown.

Der Lockdown ist eine Bevormundung aller, tut vielen weh und hilft offenbar nicht so, wie wir uns das vorstellen. Eine Verpflichtung zur Bereitstellung und Verarbeitung von Daten wäre auch ein Stück weit Bevormundung, tut keinem weh und hilft genau dort, wo Maßnahmen gefragt sind.

Wir könnten sofort beschließen, dass die Corona App ab sofort Pflicht für alle ist, dass wir Bewegungsdaten sammeln und weiterverarbeiten. Wir müssten das Rad nicht neu erfinden. Es gibt erfolgreiche Vorbilder von Ländern, die so die Pandemie in den Griff bekommen haben.

Andreas Hentschel kommentiert die Lage auf Focus Online: „In Asien ist es so: Dort nehmen die Menschen die Freiheitseinschränkung in Kauf, ein Bewegungsprofil von sich erstellen zu lassen. In China wohl dauerhaft, in Südkorea übrigens nur für einen Zeitraum von zwei Wochen. Dafür dürfen sie ins Kino gehen, in die Oper, sie dürfen sich mit Freunden treffen und für ein paar Tage ins Wellnesshotel fahren.

Mit einem potentiellen Superspreader-Event wie dem Weihnachtsfest im Blick, finde ich ein Modell wie das in Südkorea durchaus überlegenswert. Und sei es nur für einen kurzen Zeitraum. Eines steht fest: Auf die Weihnachtsfeiertage, die in vielen Ländern in Fernost ein Anlass sind, sich mit Freunden zu treffen, haben die Asiaten in diesem Jahr einen recht entspannten Blick. Weil wir uns den modernen Möglichkeiten so verschließen, dürfen wir hingegen schon jetzt gespannt sein. Auf die Corona-Zahlen nach Weihnachten.“

Bleibt die Frage, wer eine notwendige Veränderung im Mindset und Verhalten der Deutschen anstoßen soll im Dezember 2020. Und wer sich auch traut, die Mehrheit der älteren Deutschen, die Hochrisiko-Gruppe sind, in die Pflicht zu nehmen. Denn genau dort ist der Wunsch nach Bestandswahrung am größten und die Bereitschaft zur Veränderung am kleinsten. 

#digitalage #coronamatchplan