Wohin steuert der Immobilienmarkt 2022?
Die letzten Jahre waren wie im Eldorado: Was kostet die Immobilie? Mir egal! Weil den Kredit bekomme ich für lau und der Staat zahlt noch knapp 35.000 € obendrauf. So lief das bis Ende 2021. Dann kam alles ganz schnell ganz anders: Die Zinsen für Baufinanzierung liegen Mitte 2022 bei rund 3%. Inflation und Lieferengpässe treiben die Preise für Energie und Baumaterialien. Die Regierung hat die Förderung energieeffizienter Bauprojekte zum Jahresanfang 2022 auf Eis gelegt. Kurzum: Höhere Kosten, teurere Kredite, keine Zuschüsse. Die Anleger machten eine Vollbremsung. Statt Euphorie herrscht nun Unsicherheit. Die Stimmung der Verbraucher ist auf einem Tiefpunkt angelangt und diese Zurückhaltung wirkt sich natürlich auch aus auf den Immobilienmarkt.
Vollbremsung nach Rallye
Der Immobilienrallye der letzten Jahre wurde schlagartig ein Ende bereitet. Die neue Regierung schränkte die KfW Zuschüsse stark ein. Der Krieg in der Ukraine wirbelte die Geldmärkte durcheinander. Zurück bleiben verängstigte Anleger, die Billionen von Euros auf ihren Konten horten und nicht richtig wissen, was sie damit anfangen sollen. Sie spekulieren, wie sich Märkte und Preise in Zukunft wohl entwickeln. Selbst beste Sachargumente treffen auf taube Ohren und verschlossene Schatullen. Die Entscheidungswelt der meisten Kapitalanleger wird maßgeblich geprägt durch Unsicherheit. Solange die Kapitalanleger nicht wissen, wie sie den Ausgang gewisser Entwicklungen bewerten können, werden sie keine neue Entscheidung über ihr Geld treffen. Das heißt: Bis dahin bleibt es auf den Konten liegen. Auch wenn dort die Inflation einen Teil wegschmilzt. Auch wenn die Zinsen diese nicht kompensieren können.
Daten statt Gefühle
Die Inflation wabert aktuell um die 8% und die Aussichten für die nächsten Jahre deuten nicht darauf hin, dass dieses Niveau wesentlich sinken wird. Was das für angespartes Geld bedeutet? 5 Jahre in Folge mit einer Inflation von 8% in 5 Jahren lassen 300.000 € Kaufkraft auf gerade mal 189.000 € dahinschmelzen.
Dass die Zinsen wieder deutlich über 0% liegen, verursacht zwar wieder Kosten bei der Aufnahme von Fremdkapital. Aber seien wir ehrlich: Das ist ein normaler Zustand. Unnormal waren die Negativzinsen der letzten Jahre; ebenso die großzügigen Zuschüsse des Staates.
Aber nun zur eigentlichen Frage: Lohnt sich ein Immobilienkauf in diesen Zeiten? Was könnte Anleger für einen Immobilienkauf motivieren? Die gute Botschaft: Seit den Corona Jahren hat sich eine Rekord-Sparsumme auf deutschen Konten angesammelt. Kapital wäre also genügend vorhanden. Nichtsdestotrotz ist festzuhalten, dass sich das Potential und die Perspektive der Immobilienkäufer neu formieren:
- Nicht wenige scheiden als Kunden zukünftig aus, weil sie sich den Bau oder Kauf einer Immobilie schlichtweg nicht mehr leisten können. Die Höhe der monatlichen Belastungen ist für sie nicht mehr zu stemmen bzw. stellt ein zu großes Risiko dar. Die Banken lehnen eine Finanzierung ab. Das Traumhaus muss ein Wunsch bleiben.
- Aber es gibt noch genügend Sparer, die über ausreichend Mittel verfügen und nach guten Kapitalanlagen suchen. Diese Kapitalanleger müssen heute neu rechnen angesichts der neuen Rahmenbedingungen. Ob eine Immobilie als Altersvorsorge sinnvoll ist, kann man nach folgenden Aspekten bewerten:
- Werterhalt für das Kapital – eine einfache Rechnung mit Berücksichtigung von Inflation, Zinsen und Tilgung (so wie früher:)
- Nachhaltigkeit und Energieeffizienz – ein großer geldwerter Vorteil hinsichtlich Werterhalt und Betriebskosten
- Rund-um-Sorglos-Services – Kapitalanleger suchen solide Anlagen, keine Arbeit
- Vorsorge für „Wohnen im Alter“ – das ist ein erhebliches und wachsendes Risiko, das die meisten noch nicht präsent haben.
- Verlässliche Mieterwartung – Auslastungszahlen von anderen Häusern helfen als Beleg
- Referenzen – von Käufern, Bewohnern, Mietern, Angestellten
Hier ein Beitrag aus der SZ vom August 2022 zu diesem Thema.
Und dann gibt es noch diejenigen Anleger, die eine Immobilie nicht wollen, sondern brauchen. Deren primäres Motiv ist nicht die Rendite, sondern der Bedarf.
Natürlicher Bedarf im demographischen Wandel
Wir erleben das im Alltag immer wieder: Sobald Bedarf akut wird, spielt der Preis eine untergeordnete Rolle. Bei Immobilien bedeutet dies: Wenn
- der Enkel studiert, braucht er eine Studentenbude.
- die Familie wächst, braucht sie ein größeres Zuhause.
- der Job uns in eine andere Stadt trägt, brauchen wir dort eine Bleibe.
- die Großeltern nicht mehr alleine können, brauchen sie Betreutes Wohnen….
Genau diese Motive sorgen momentan für die meisten Kaufabschlüsse im Immobilienmarkt. Menschen kaufen, weil sie Bedarf haben. Die Rendite rückt in den Hintergrund. Problem ist: Der Bedarf ist bei denjenigen, die ihn haben, nicht immer präsent. Vor allem dann nicht, wenn der Bedarf erst in der Zukunft liegt und jetzt schon Vorsorge dafür zu treffen wäre.
Ein gutes Beispiel für wachsenden und dringenden Bedarf ist der Markt altersgerechter Immobilien. Die demographische Welle treibt mit einer wachsenden Zahl von immer älter werdenden Menschen auf uns zu. Es ist jetzt schon offensichtlich, dass Plätze in Pflegeheimen und Betreuten Wohnanlagen zu einem knappen, heiß begehrten Gut werden. Der Bedarf steigt kontinuierlich. Es wäre jetzt an der Zeit, für sich und die eigene Familie Vorsorge zu treffen zum Thema „Wohnen im Alter“. Durch den Kauf einer altersgerechten Immobilie.
In einem Interview im Anlegermagazin CASH ist zu lesen: „Große Stabilität sehe ich bei Pflegeimmobilien, da diese aufgrund des demographischen Wandels und der hohen Nachfrage nach Pflegeplätzen und damit stabilen Mieterträgen weiterhin stark nachgefragt sein werden.“
Hätten wir doch damals…
In den kommenden Jahren wird sich der Immobilienmarkt neu formieren. Es könnte vorübergehend weniger Geld in diesen Markt fließen, weil Alternativen wie Festgeld attraktiver werden. Die besten Aussichten werden die Anleger haben, die auf die neuen Rahmenbedingungen rational und konsequent reagieren und mit der gebotenen Sorgfalt Immobilien in ihr Portfolio aufnehmen. Die Voraussetzungen sind gut:
- Es ist mehr Kapital vorhanden als je zuvor.
- Der Bedarf an neuen Wohnungen bleibt hoch, vor allem mit guter Energieeffizienz, vor allem in großstädtischen Lagen.
- Bedarfsimmobilien wie altersgerechte Wohnformen profitieren von „natürlichem“ Wachstum der Nachfrage.
- Die Preise für derartige Immobilien werden nicht fallen. Möglicherweise wird sich der Preisanstieg in der Spitze vorübergehend verlangsamen.
Übrigens ist die Situation nicht neu. Auch nach der Lehmann Krise kam es vorübergehend zu einem Investitionsstau. Der löste sich zügig auf, sobald wieder mehr Vertrauen herrschte. Diejenigen, die damals schnell agierten und in gute Immobilien investierten, dürfen sich heute über beachtliche Wertsteigerungen freuen. In 10 Jahren könnten Sie das auch.